: Höhepunkt im Schlußlichtbezirk
■ Aus eigener Kraft in die erste Liga: St. Paulis Chance zum Aufstieg Von Stefan Kreft
HummelnHummeln in des Coaches und der Mannschaft Hosen. Das soll Uli Maslo nicht widerfahren, was am 11. Juni 1994 seinem Vorgänger Seppo Eichkorn passiert ist: Erst nur der vierte Platz, dann die Entlassung. „Ich brauche meine Mannschaft nicht mehr zu motivieren, denn einige Spieler waren im vorigen Jahr beim verpaßten Aufstieg dabei.“ Die „Nerven meiner Spieler“ (Maslo) sind seine Sorge, trotzdem macht er seinen Kickern für das “wichtigste Spiel des Jahres“ am Sonntag Druck. Zum Saisonhöhepunkt in Frankfurt – beim Tabellenletzten FSV.
Das klingt gut und wird noch besser, denn am letzten Spieltag freut sich ein längst ausverkauftes Stadion am Millerntor auf Frankfurts Tabellennachbarn Homburg. Die Tabelle vor dem 33. Spieltag (rechts) bestätigt St. Paulis einmalige Gelegenheit: Das Team hat diese Saison über den Kampf nicht nur zum Spiel, sondern auch den Weg zum gegnerischen Tor gefunden. Selten zahlreiche Pauli-Tore ergeben einen weiteren Quasi-Punkt vor den Verfolgern Mannheim, Düsseldorf und Wolfsburg.
Alle drei Vereine müssen sich am Sonntag mit Gegnern aus der Tabellenmitte befassen. Mag aber auch angenehmer sein, gegen unmotivierte Urlaubssehnsüchtige zu stürmen als gegen frustrierte Ligaletzte, die wegen des grassierenden Profilizenz-Geizes für andere Clubs zweitklassig bleiben dürfen.
Der andere Erfolgstrainer des Vereins, Jürgen Wähling vom Regionalliga-Aufsteiger St. Pauli Amateure, nimmt nun auch seinen Zweitjob als Manager ernster und hat schon einige Spieler für die erste Liga an der Leine. Es spricht für ein neues „Familiengefühl“ am Millerntor, daß Wähling dem Kollegen Maslo seine Sehnsüchte von den Augen abliest und ihm unter anderem bereits Wunschspieler Ralf Becker fürs Mittelfeld aus Leverkusen und den Stürmer Thomas Reis von der Frankfurter Eintracht herangeholt hat.
Und anders als vor einem Jahr in Wolfsburg wollen die 8000 Fans fern der Heimat in Frankfurt ihre Astra-Paletten am Sonntag nicht bloß in Trauer abräumen.
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