Nachgefragt: Fragen an Edith Borttscheller
■ Offener Brief zu offenenFragen
Sehr geehre Frau Borttscheller,
wir haben Ihren Offenen Brief an den Weser Kurier in unserer Ausgabe vom 17.6. dokumentiert, weil wir es begrüßen, daß Sie die Haltung des Schweigens aus der vergangenen Woche aufgegeben haben und weil für uns Zeitungen eine Plattform für Nachrichten und Auseinandersetzungen sind. Die Fragen, die durch die Berichterstattung auch in der taz aufgeworfen worden sind, haben Sie aber leider in Ihrem „Offenen Brief“kaum beantwortet. Wir möchten deshalb hier ganz präzise einige Fragen auflisten – in der Hoffnung, daß Sie in schriftlicher oder gern auch mündlicher Form antworten.
1. Sie mockieren sich über den Begriff der „Strohfigur“. Wollen Sie behaupten, Sie hätten die Rolle der Geschäftsführerin der Nordgrund in einem qualifizierten Sinne, für den das Gesetz auch die persönliche Haftung bei Fehlentscheidungen festlegt, ausgefüllt?
2. Wenn Baumängel aufgetreten sind, die einen derart erheblichen Zahlungsabschlag begründen, warum sagen sie als Bauherrin nicht, worin diese bestehen, um dem bösen Verdacht entgegenzutreten, der derzeit schlechte Wohnungsmarkt und die Nichtverkäuflichkeit des Objektes könnten die Zahlungsverkürzung erklären, die mit zum Konkurs der Baufirma Seeger beigetragen hat?
3.Werden Sie, falls das Gericht eine „Mitschuld“der Nordgrund am Konkurs der Baufirma Seeger anerkennen sollte, die volle Verantwortung als Geschäftsführerin übernehmen? Oder werden Sie darauf verweisen, daß Sie als Diplom-Sportlehrerin die Geschäftsführungs-Funktion nur formal für andere gehalten haben?
4. Falls nein – wie erklären Sie sich, daß der Baufirma Seeger dies nicht aufgefallen ist?
5. Welchen Grund gibt es, die Nordgrund im Handelsregister Weinheim zu führen, wo die Firma im Telefonbuch nicht zu finden ist und nur über einen Briefkasten verfügt?
6. Warum führt die Nordgrund im Briefkopf und im Bremer Telefonbuch eine Anschrift in der Kurfürstenallee 47 E, wo sich in Wahrheit hinter dem Klingelschild „Nordgrund“aber ein Architekturbüro befindet und von Angestellten dieses Architekturbüros, die offenbar nicht Beschäftigte der Nordgrund sind, mitgeteilt wird, für Frau Borttscheller, also Sie, solle man dort keinen Brief abgeben, weil Sie dort nicht arbeiten und auch keinen Schreibtisch hätten?
7. Bei welcher Firma sind die Mitarbeiterinnen angestellt, die am Firmensitz der Nordgrund Niederlassung Bremen“in den Räumen hinter der Klingel „Nordgrund“arbeiten?
8. Noch einmal zum Thema „Strohfigur“: Haben Sie eine Erklärung dafür, daß der Architekt und Prokurist der Mitgesellschafterin „Zimmermann-Beteiligungs-GmbH“, Herr Roland Zimmermann, noch im Oktober 1995 sogar im Zusammenhang des Einbaus von WC-Anlagen nicht an Sie, sondern an den Senator als „Bauherrn Herr Borttscheller“verweist? (...)
9. Hätte das Bundesland Bremen nicht auch die Steuereinnahmen, falls welche anfallen, an einer Gesellschaft verdient, deren tatsächlicher Geschäftssitz Bremen ist und bei der drei von vier Gesellschafterinnen (einschließlich der Frau des Bremer Finanzsenators) in Bremen wohnen? (...)
Damit wir nicht weiter spekulieren müssen, sehen wir Ihrer Antwort mit großem Interesse entgegen Klaus Wolschner
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