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Käsestulle und Lachsschnittchen

■ Die Innendesignerin Andrea Harre will Kunst und Gestaltung verbinden

Ohne persönlichen Kontakt zum Auftraggeber läuft im Innendesign gar nichts. Da ist sich Andrea Harre sicher. Seit einigen Jahren entwirft sie Inneneinrichtungen für Profis und Private. Am liebsten hat sie Kunden, die eine leere Wohnung präsentieren und sagen: „Machen Sie was draus!“ Aber das ist natürlich die Ausnahme. Für Privatleute gestaltet die 27jährige meist nur Teile einer Wohnung. Die Wände im Wohnzimmer etwa oder das Treppenhaus. Die meisten Aufträge kommen von Profis. Wie kürzlich von der Anwaltskanzlei, die sie von der Raumkonzeption bis hin zur Auswahl der Türklinken gestaltet hat. Oder von „The Pip's“-Bar in der Auguststraße in Berlin-Mitte, wo sie mit wenig Geld, aber viel Phantasie arbeiten mußte.

Für ihren Job braucht Andrea Harre Durchsetzungsvermögen ebenso wie kreative Energien. Und natürlich muß sie stets auf der Baustelle präsent sein. „Die Bauarbeiter sollen mich schließlich ernst nehmen, wenn ich denen was zu sagen habe.“

Andrea Harre zog 1989 aus der ostwestfälischen Provinz nach Berlin. Vorher hatte sie Kunst und Bildhauerei studiert. „Doch nach ein paar Jahren wollte ich endlich etwas Praktisches machen!“ Mehrere Jahre lang arbeitete sie als Geschäftsführerin in einem Kreuzberger Laden für Designermöbel. Den Kontakt zur Berliner Kunstszene hielt sie die ganze Zeit über. „Kunst und Innendesign verbinden“ – das war ihr Ziel. Zum Beispiel, indem sie Partys ausrichtete, für die sie mit Hilfe relativ unbekannter Berliner Möbeldesigner und bildender Künstler ausgefallene Environments gestaltete.

Für den Hausgebrauch mag Harre nicht nur teures Designermobiliar, sondern schöpft aus dem Angebot, das der Markt so hergibt, ob gefundene Objekte wie Glasbausteine oder umgestaltete Industrielampen. Geschickt eingesetzte Ikea-Teile können schließlich genauso originell sein wie ein Möbelstück von Massimo Morozzi. Schließlich: Wer ißt schon jeden Tag ein Lachsschnittchen, wenn er auch mal eine Käsestulle haben kann. Kirsten Niemann

Kontakt: 803 90 02

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