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■ NachschlagDokumentarfilme und ein Kolloquium über "Archäologie und Medien"

Man hat's nicht leicht. Schon gar nicht als Altertumsforscher. Da wurstelt der Archäologe sich jahrelang von seiner Umgebung weitgehend unbeachtet durch den wissenschaftlichen Alltag, und hat er dann einmal etwas Aufsehenerregendes gefunden, ist schnell der Teufel los und triumphiert die Oberflächlichkeit. Wie immer, wenn es um „die Medien“ geht, kamen auch auf dem international besetzten Kolloquium „Archäologie und Medien“ vergangenen Samstag im Deutschen Archäologischen Institut in Dahlem die professionellen Berichterstatter zunächst und recht pauschal geurteilt nicht gut weg – obgleich der Anlaß der Gesprächsrunde, die Prämierung von acht herausragenden archäologischen Dokumentarfilmen durch die Stiftung für Griechische Kultur, eigentlich anderes hätte vermuten lassen. Besonders vehement beklagte sich der ansonsten so ruhig wirkende Wolf Dieter Heilmeyer. Daß nur Sensationsfunde interessierten, eine kontinuierliche journalistische Begleitung jedoch ausbliebe, war noch das Freundlichste, was der Direktor des Berliner Antikenmuseums, den es offenbar besonders häufig bös erwischt, zum Thema zu sagen hatte.

Andere stiegen ernsthafter in die Materie ein. Seine Erfahrungen nach dem Zusammenbruch des Sozialismus schilderte der bulgarische Byzantinist Assen Tschilingerov: Zwar existiere die propagandalastige staatliche Filmindustrie nicht mehr, die privaten Geldgeber aber, die statt dessen einsprängen, verfolgten nicht selten ähnlich unseriöse Ziele. Auch Athanasios Kalpaxis von der Universität Kreta wußte, wie archäologische Forschungen für nationalistische Tendenzen mißbraucht werden können. Pikanterweise handelte es sich dabei um eine der preisgekrönten Produktionen, die 1995 gedrehte griechische Dokumentation „Von Lyssipus geschaffen“. Der größtenteils von Sponsoren finanzierte Film über den bevorzugten Bildhauer des antiken makedonisch-griechischen Herrschers Alexander des Großen sei nicht zuletzt deswegen entstanden, um im aktuellen Makedonien-Konflikt Ansprüche der Athener Regierung zu untermauern, argwöhnte Kalpaxis, nebenberuflich als Filmemacher tätig und damit ein Eingeweihter.

Dagegen schlug Alain Schnapp, Archäologe an der Universität von Paris, selbstkritische Töne an. Er rügte das unter seinen Kollegen weitverbreitete mangelnde Gespür für Vermittlung und die Eigenheiten des Mediums, ein Vorwurf, den Mohammed Saleh, Direktor des Ägyptischen Museums in Kairo, dankbar aufgriff. Saleh erzählte, unter seiner Regie würden seit geraumer Zeit Filme gedreht, die sich speziell an Kinder richteten. Vielleicht nicht die schlechteste Idee: Um Kinder zu erreichen, braucht es ungekünstelte, unverstellte Erklärungen, nicht den Kitzel des Sensationellen im herkömmlichen Sinn. Ulrich Clewing

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