Die Wismut

Im Herbst 1945 begannen sowjetische Geologen, historische Archivunterlagen des sächsischen Erzbergbaus auszuwerten. Unter der Leitung der Sowjetarmee wurde bereits im Jahr darauf die Förderung von Uranerz aus alten Halden, Stollen und Schächten aufgenommen.

Um Reparationsansprüche abzudecken, wurde das Bergwerksunternehmen in sowjetisches Eigentum überführt. Die Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) Wismut entstand, die knapp zehn Jahre bedingungslos auf Produktion ausgerichtet war. Arbeitskräfte wurden zwangsverpflichtet, Ländereien beschlagnahmt. Erst 1954 wurde die DDR per Abkommen in die Aktiengesellschaft aufgenommen. Das Unternehmen hieß fortan Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG).

Das Abkommen wäre im Jahr 2000 ausgelaufen – die Wiedervereinigung kam dazwischen. Sie setzte 1990 dem mehr als vierzigjährigen Uranbergbau in Ostdeutschland ein Ende. Er hatte etwa 220.000 Tonnen Uran erzeugt und mehr als eine halbe Million Menschen beschäftigt. 1990 arbeiteten rund 28.000 Menschen bei der Wismut. Heute sind es noch knapp 1.000.

Die Wismut ging vollständig in den Besitz der Bundesrepublik über. Der Bergbaubereich wurde in eine GmbH umgewandelt, die die Aufgabe hat, die Anlagen stillzulegen und die Region über und unter Tage zu sanieren. Betroffen sind die Gegend um Ronneburg in Ostthüringen sowie in Sachsen Gebiete bei Zwickau, Dresden, Aue und Königstein. Ronneburg und Schlema waren die bedeutendsten Lagerstätten, in Seelingstädt und Crossen standen die größten Erzverarbeitungsanlagen.

Die Sanierung ist ein gigantisches Projekt, für das 13 Milliarden Mark und eine Zeitspanne bis zum Jahr 2005 eingeplant sind. Die Böden der betroffenen Region sind radioaktiv verseucht und mit Schwermetallen vergiftet. Eine dominierende Rolle kommt dabei dem Edelgas Radon 222 zu, einem Zerfallsprodukt von Uran. Hohe Radon-Konzentrationen treten nicht nur in den Bergwerken auf, sondern durch die Belüftung der Gruben auch in den Wohnhäusern.

Bei mehr als 6.500 Bergarbeitern der Wismut wurde Lungenkrebs als Berufskrankheit anerkannt. Die Gefahr für die Bevölkerung durch Radon wird von der Bundesregierung allerdings bestritten: Die Sanierung habe zum Ziel, „für die Bevölkerung akzeptable und weitgehend intakte Umweltverhältnisse zu schaffen“.