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Von Altmeistern, Hits und Nummer Sicher

■ Mit Konzerten von Celia Cruz und Ray Charles endete das 7. West Port-Festival

elia Cruz, Freitag abend im West-Port-Zelt: „Es war unglaublich“, ergeht sich Daniel aus Chile vor dem Zelt über die Performance der Königin der Salsa: „Sie ist bestimmt über 65, aber sie ist so schön! So sexy! Wie sie getanzt hat!“Nach einer guten Stunde Anheizen durch das angenehm traditionell aufspielende José Alberto „El Canario“Orquestra enterte Celia Cruz die Bühne, ein Schlachtroß der lateinamerikanischen Musik, im blauen Pailettenkleid und blonder Löwenmähne. Gleich die erste Nummer, „Toro Mata“, ein peruanisches Traditional und ein alter Hit der kubanischen Lady, stellt die Marschrichtung klar: Die verschiedenen Landsmannschaftenim Publikum sollten sich abfeiern und mitsingen dürfen. Ein Potpourri aus dem klassischien Repertoire von „Santa Barbara“bis „Quimbara“ließ den weniger begüterten Teil der lateinamerikanischen Gemeinde, die sich wegen des hohen Eintrittspreises von 50 Mark an den Gittern vor dem Zelt drängelten, lauthals mitsingen.

Heimlicher Star des Abends war zweifelsohne Dona Celias weißhaariger Gatte Petro Knight, der greise Leader der legendären Sonora Matancera, welcher in scharzem Anzug mit Fliege nonchalant abcheckte, an welcher Stelle im Stück „La Guarachera“müde wurde, um dann zielsicher den Dirigentenstab zum Schlußackord zu schwingen. Die Versionen von „Guantanamera“und „Obladi Olada“waren der sentimentalen Feierstimmung etwas zuviel, beim zehnminütigen Boogaloo-Showdown mit „Bemba Colora“lief die blondgefärbte und hochtoupierte „Reina de la Salsa“dafür nochmal zu legendärer Form auf. Christoph Twickel

ie eine kleine Reisegruppe Blendax-Vertreter kamen die Musiker in ihren strahlend weißen Anzügen auf die Bühne, in den Armen Köfferchen mit verschiedenen Blech-Pretiosen. Stühle wurden geortet, höflich Vortritt gewährt, man setzte sich, rückte den einen oder anderen Notenständer zurecht, hie und da ein Räuspern, ein kurzes Anblasen der Instrumente, Stille. Zehn Minuten passierte erst mal gar nichts mehr, bis unverhofft der Einsatz gegeben wurde. Die Big Band spielte auf, der bereits ungeduldige Applaus aus dem Publikum wurde wieder zuversichtlich, und dann ertönte diese Stimme aus dem Off, die ihren monotonen Enthusiasmus-Singsang in einer endlosen Las-Vegas-Show gelernt haben mußte, aber dennoch den Klatschern gab, was sie wollten: „Introducing ... Mr. Raaayyy Charles!“

Da kam er also, Mr. Blendax-Man himself. Elegant wie immer, im schwarzen Anzug, rotem Hemd und korrespondierendem Einstecktuch und dazu diese blendend weißen Zähne. Ray Charles gelingt es seit 30 Jahren, die Bühnen dieser Welt mit demselben Grinsen zu betreten und beizubehalten, wobei es interessanterweise unerheblich ist, ob er von der Liebe der Liebsten oder der grausamen Nicht-mehr-Liebe seiner Liebsten singt. Im letzteren Fall verschieben sich seine Lippen nur minimal zum schmerzverzerrten Zähneblecken.

Der 67jährige Blues- und Soulman ist ein Entertainment-Routinier und als solcher gab er ein ebenso charmantes wie perfektes Konzert ohne Überraschungen. Das bereits jenseits der Midlife-Crisis stehende Publikum wäre ihnen aber auch nicht gewachsen gewesen, erkannte es doch selbst „Georgia on my mind“erst beim Einsetzen des Gesangs. „Chain of fools“, vorgetragen von fünf schwarzen Grazien, deren Stimmen schöner als Weihnachtskugeln funkelten, funktionierte besser als Erkennungsmelodie, doch da war es auch schon wieder vorbei: Nach gut einer Stunde verabschiedete sich der Maestro. Mit seinem schönsten Lächeln, selbstverständlich.

Christiane Kühl

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