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Hennigsdorfer gegen Neonazis

■ Rechtsextremisten rufen für Samstag zu Aktionen in der Gemeinde auf. Antifaschistischer Protest bereits organisiert

Hennigsdorf – im Norden Berlins – mobilisiert gegen angekündigte Neonazi-Aktionen: Per Flugblatt ruft die „Kameradschaft Oberhavel“ für kommenden Samstag zu Aktionen gegen das dortige sowjetische Ehrenmal auf. Das revisionistische Pamphlet, in dem über die „angebliche Befreiung 1945“ polemisiert wird, hat die Stadtverwaltung inzwischen eingesammelt. Während die zuständige Polizei in Oranienburg gestern mit den Flugblattverfassern ein Gespräch führen wollte, protestieren die örtlichen Parteien gegen die Neonazis. Ein Vertreter der SPD erklärte: „Nachdem unsere Stadt einige Zeit verschont geblieben ist, wird nun wieder in infamer Weise von rechtsaußen versucht, das Klima in Hennigsdorf zu vergiften.“ Der stellvertretende Bürgermeister Günter Rennack (CDU) erklärte gegenüber dem Oranienburger Generalanzeiger: „Wir sind über den Vorfall entsetzt.“ Die Stadtverwaltung wolle dafür sorgen, daß das Denkmal am Wochenende verstärkt geschützt sei.

Der Ortsverband der PDS hat nun dazu aufgerufen, Blumen ans Ehrenmal zu bringen, um Aktionen zu verhindern. Die Bündnisgrünen wollen einen Kranz niederlegen und fordern Innenminister Alwin Ziel (SPD) auf, für ein Verbot der Demonstration zu sorgen. „Wenn Innenminister Ziel es mit seinem Aktionsbündnis gegen Gewalt ernst meint, darf er die rechte Randale in Hennigsdorf nicht zulassen“, sagte die Landesvorsitzende Sylvia Voß.

Derweil hat die „Kameradschaft“ jedoch nach Auskunft der Polizei noch keine Demonstration angemeldet. Polizeisprecher Uwe Kronacker teilte mit: „Wir haben das Treffen mit den Verantwortlichen vereinbart, um zu erklären, was eigentlich stattfinden soll.“ Außerdem habe man das Flugblatt an die Staatsanwaltschaft Neuruppin weitergeleitet. Diese soll klären, ob eine Straftat vorliege.

Die Kameradschaft Oberhavel ist eine der aktivisten rechtsextremistischen Vereinigungen in der Region. Sie pflegt beste Verbindungen zu Berliner Rechtsextremisten. „Die Kameradschaft Oberhavel“, so Jörg Milbradt, Leiter der Bereichs Rechtsextremismus beim Brandenburger Verfassungsschutz, „hängt am Gängelband der Nationalen unter Leitung von Frank Schwerdt.“ Schwerdt ist seit Jahren notorisch an führender Stelle im neonazistischen Berliner und Brandenburger Sumpf aktiv und koordiniert den Aufbau rechtsextremistischer Strukturen. Die Kameradschaft Oberhavel besteht aus etwa 20 bis 25 Leuten, sie gibt eine eigene Publikation heraus und stachelt, so Milbradt, eher zu Gewalttaten auf, als sie selbst zu begehen. Deshalb rechnet Milbradt nicht mit organisierten Ausschreitungen, sondern schätzt die Flugblattaktion als Propagandaaktion ein. Barbara Junge

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