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Ostsee bleibt das Umkippen erspart

Schadstoffkonzentrationen sind kaum erhöht. Umweltminister aus Polen, Tschechien und Deutschland wollen einen gemeinsamen Aktionsplan gegen künftige Hochwasser erarbeiten  ■ Von Gudrun Giese

Berlin (taz) – In einem Punkt waren sich Umweltministerin Angela Merkel (CDU), ihr polnischer Amtskollege Stanislaw Zelichowski und der stellvertretende tschechische Umweltminister Vladislav Bizek gestern einig: Eine Hochwasserkatastrophe wie gerade an der Oder dürfe es nicht wieder geben. Ein gemeinsamer Aktionsplan soll künftige Fluten bremsen. Die Einzelheiten eines solchen Plans blieben gestern bei einer Begegnung der MinisterInnen in Frankfurt (Oder) allerdings vage.

Ein erstes Expertentreffen, bei dem Einzelheiten des Aktionsplans vereinbart werden sollen, wird Anfang September stattfinden. Der brandenburgische Umweltminister Matthias Platzeck (SPD) forderte, der Oder künftig wieder mehr Überlauffläche zu geben. Diese Erkenntnis müsse Grundlage des Hochwasserschutzes sein. In allen drei Anrainerländern müßten Stellen gesucht werden, wo Deiche zurückverlegt und Betriebe aus den Auen herausgenommen werden können.

Während inzwischen die Oder- Pegel überall sinken, kommt das Wasser des Flusses seit etwa einer Woche in der Ostsee an. Dort nehmen mehrere Institute fleißig Proben. „Wir messen erhöhte Schwermetallkonzentrationen und mehr Nährstoffe, die sich aber schnell verdünnen“, sagt Hans-Friedrich Christiansen vom GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht, das sein Forschungsschiff „Ludwig Prandtl“ vor zwei Wochen ins Stettiner Haff geschickt hat.

Das Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern läßt täglich an sechs Stellen messen. Danach ist der Stickstoffgehalt im Kleinen Haff von Anfang bis Ende Juli um knapp die Hälfte gestiegen, was aber nicht dramatisch sei. Im Geesthachter Forschungszentrum erwarten die Meeresbiologen durch die zusätzlichen Nährstoffe nicht einmal einen Zuwachs an Algen in der Ostsee; „nicht mehr als im Sommer ohnehin üblich“, schätzt Hans-Friedrich Christiansen. Auch in den kommenden Wochen rechnet er nicht mit bedenklichen Schad- und Nährstoffkonzentrationen.

Die ökologischen Folgen der Flutkatastrophe im Binnenland dagegen fallen gravierender aus. In Polen und Tschechien wurden inzwischen die Verluste an Wild- und Nutztieren bilanziert: In den polnischen Hochwassergebieten sind danach etwa 1.900 Rinder, 5.300 Schweine und mehr als eine Million Stück Geflügel verendet. In Tschechien wurden neben 3.000 Schweinen und 350 Rindern auch 300.000 Haustiere Opfer der Flut. Tschechische Umweltschützer fürchten, daß Hasen, Füchse, Fasane und Rebhühner für Jahre in den Wäldern und Feldern Mährens rar werden könnten. Experten schätzen, daß in den Auwäldern Südmährens etwa 60 Prozent des Wildbestandes verendet sind.

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