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■ QuerspalteMessen ohne Rast und Ruh

Mindestens eine Lehre konnte jedeR aus der Reaktorhavarie in Tschernobyl vor elf Jahren ziehen: Es war zwar nicht möglich, das Cäsium aus Pilzen, Milch und Haselnüssen rauszubekommen. Aber man konnte die radioaktive Belastung ganz exakt messen. Strahlentelegramme kamen auf den Markt, Behörden richteten Infotelefone ein, die täglich die neuesten Halbwertzahlen lieferten.

Die Radioaktivität sank, der Wunsch nach objektiven Umweltdaten blieb. Wie gerufen tauchte da vor einigen Jahren endlich der Sommersmog auf – trat von den ungezählten Auspuffrohren der Großstädte und Autobahnen aus seinen Siegeszug bis ins letzte Feuchtbiotop und den naturbelassensten Mischwald an. Schade nur: Der Smogverursacher Ozon beißt zwar in den Augen, läßt den Hals dick und das Atmen schwer werden. Aber man sieht das Zeug einfach nicht. Das hat es mit der Radioaktivität gemein. Pfiffige Wissenschaftler entdeckten schnell die zweite Gemeinsamkeit: Auch Ozon läßt sich messen.

In diesen wundervollen Spätsommertagen, in Deutschland im August, da haben Meteorologen und amtliche Luftreinhalteexperten gut zu tun. Sie verwalten einen enormen Datensalat. Aber sie tun es sorgfältig, denn sie sind zumeist beamtet. Und weil das so ist, weiß der Bürger und die Bürgerin, daß am 21.8. um 9 Uhr in Simmerath in der Eifel 109 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gemessen wurden – und eine Stunde später schon 12 Mikrogramm mehr. Der oder die ganz besonders engagierte BürgerIn kann auch ermitteln, daß allein Baden-Württemberg 63 Ozonmeßstationen sein eigen nennt, Nordrhein-Westfalen immerhin auch noch 32. Berlin-Brandenburg erhielt dieser Tage gar ein völlig neues Computerprogramm, mit dem sich ziemlich exakte Ozonprognosen für vier Tage im voraus erstellen lassen! Was macht es da, daß es keine Autofahrverbote gibt, wo doch so unermüdlich und mikrogrammgenau belegt ist, daß der Grenzwert doch nie erreicht wird? Streng wissenschaftlich eben. Gudrun Giese

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