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Marodes Stadion ohne Spiele

■ Der DFB droht dem Senat: Wenn nicht bald über Sanierung des Olympiastadions entschieden wird, sind Länderspiele, Pokalendspiel und Bundesligaspiele bedroht

Das heutige Länderspiel gegen Portugal könnte der vorerst letzte Auftritt der Fußball-Nationalmannschaft in Berlin sein. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat den Druck auf den Senat verstärkt, bei der Sanierung des Olympiastadions konkrete Fortschritte zu machen. Ansonsten sei sogar der laufende Spiel- und Trainingsbetrieb in der maroden Arena stark gefährdet, womit vor allem Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC in ernsthafte Schwierigkeiten käme.

Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) hat inzwischen mit der baldigen Schließung des Olympiastadions gedroht. Die Sportverwaltung kann die laufende Unterhaltung des Geländes nicht mehr sichern, bis zum Jahresende fehlen acht bis zehn Millionen Mark für die Betriebskosten. „Wir können sehr bald das Gelände nicht mehr bewirtschaften“, bestätigte Jürgen Kießling von der Sportverwaltung.

„Schon seit Jahren spielen die Verantwortlichen einen Doppelpaß, aber es geht nicht voran“, bemerkte DFB-Sprecher Wolfgang Niersbach. Der Nutzungsvertrag zwischen dem Bund als Eigentümer und Berlin, der eigentlich zum 30. Mai ausgelaufen ist, wurde stillschweigend bis Ende des Jahres verlängert. Doch Betriebsmittel für das Olympia-Gelände waren im laufenden Haushalt nur bis 30. Juni eingeplant. Aufgrund der weiterhin ungeklärten Übernahmefragen fehlt im Haushalt für 1998 der Betriebskostenetat von rund 25 Millionen Mark. Die Finanzverwaltung fordert von der Sportverwaltung einen Ausgleich des Defizits. Diese wiederum sieht sich dazu nicht in der Lage.

Öffentliche Mittel stehen für die Sanierug nicht zur Verfügung. Jetzt wird nach einer privatwirtschaftlichen Lösung für das insgesamt 131 Hektar große Olympiagelände gefahndet.

DFB-Präsident Egidius Braun hat im Hinblick auf die WM-Bewerbung Deutschlands für 2006 schnelle Entscheidungen gefordert. Ob der DFB jedoch trotz aller Komplimente für die einmalige Atmosphäre in einem ausverkauften Olympiastadion mit fast 76.000 Fans weiter Geduld mit Berlin zeigt, wird von politischen Entscheidungen abhängen. Der Vertrag über die Ausrichtung der DFB-Pokalendspiele läuft 1999 aus. Eine Verlängerung plus weitere Länderspiele werden auch davon abhängig sein, daß „klare Fronten“ geschaffen werden. Jens Mende, dpa

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