Kommentar: Haller will die Macht
■ Staatsrat soll AfB-Chef werden
„Die artikulierten Vermutungen zu meiner Person sind ohne realen Hintergrund“, so windelweich hat der Staatsrat im Wirtschaftsressort, Dr. Frank Haller, noch Ende Juli die ersten Gerüchte über Bestrebungen in der Wählerinitiative „Arbeit für Bremen“(AfB) dementiert, ihn zu ihrem neuen Spitzenmann küren zu wollen. Seit der letzten AfB-Mitgliederversammlung wissen wir: Natürlich gibt es einen „realen Hintergrund“, die Mehrheit der AfB will den Wirtschaftsstaatsrat an ihrer Spitze sehen.
Haller ist gleichzeitig dabei, sich der Partei formlos vorzustellen: Vor einigen Wochen hat er in Bremerhaven auf einer AfB-Versammlung ein programmatisches Referat („Ist Bremerhaven zu retten?“) gehalten, am 26. September wird er Vergleichbares bei einer AfB-Veranstaltung in Bremen-Stadt tun. Zwar hat niemand von der AfB behauptet, Haller habe sein Interesse an der Position ausdrücklich erklärt. Aber daß der frühere Wirtschaftssenator Werner Lenz seinen alten Staatsrat Haller ins Partei-Gerede bringt, ohne sich seiner Sache sicher zu sein, darf man getrost ausschließen.
Schon 1995 hatte Haller aus dem Hintergrund der AfB die Fäden gezogen und das Ziel einer Ablösung der SPD aus dem Rathaus verfolgt. Er wird nicht die halbe Macht als Wirtschafts-Staatsrat aufgeben, um freihändige Oppositionsreden zu halten, sondern nur mit dem Willen zur ganzen Macht. Klaus Wolschner
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