piwik no script img

■ StandbildSchwule Heimführung

Coming in, Mi., 20.15 Uhr, ARD

Entweder ist diese Frau ein wandelndes Weltwunder oder sie hat einen derartigen Bocksgeruch unterm Arm, dessen wundersame Wirkungsweise unbedingt in die Reagenzgläser von „Abenteuer: Forschung“ gehört. Denn kaum hockt Lorenz (Steffen Wink), das schwule Weichei, bei Nina, der alleinerziehenden Sekretärin (Franka Potente), zur Golden-Girls-Stunde vor dem Fernseher, überfällt ihn eine somnambule Leidenschaft, die seine gesamte Männerlust zur trüben Laune der Natur und zur schnöden Attitüde der großkotzigen Art- director-Kaste deklassiert.

„Das ist sonst gar nicht mein Stil“, sagt der Wundgeküßte noch – und diese uncharmante Verwirrungsformel wird bald sein Wimmer- refrain –, bevor er sich wie eine vom Schicksal geprüggelte Wurst zurück ins Ehebett zum besorgten Adrian (Helmut Berger) begibt.

„Coming in“, der Name für dieses Mutantenstadl, der sich Komödie nennt, steht für ein wenig subtiles und gar nicht lustiges Programm der Schwulenheimführung in die uterale Heimat.

Da raunt der Verliebte ein zierliches „Hallo, hier ist der Papa“ in den Hörer zum irritierten Kleinkind, das an Mama Nina durchstellen soll. Schwule Zärtlichkeiten kann Lorenz jetzt nur noch schaudernd ertragen. Alte Liebschaften strafen ihn mit Fassungslosigkeit ab. Homos, so lispelt der Film leise, sind im Grunde nur gerupfte Opfer eines perfiden Gruppenzwanges. Und auch das Schlußbild, in dem Lorenz sein Mädchen knutscht und sich hinter dem Paar der Stunde auch seine beiden Ex in den Armen liegen, will sich die Versöhnung von familienfreundlicher Unterhaltung mit sexuellen Pikanterien aus der Problemfilmzone möglichst billig erkaufen. Birgit Glombitza

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen