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Bockig und uneins

■ Kein Ende im Steuerstreit: Der Vermittlungsausschuß vertagt sich

Bonn (taz) – Die Entscheidung über die Steuerreform wurde gestern erneut vertagt. Der Vermittlungsausschuß konnte sich auch im zweiten Anlauf nicht einigen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Bernhard Vogel sagte, er halte die Steuerreform für gescheitert. Möglicherweise würden aber die Lohnnebenkosten gesenkt.

Am kommenden Donnerstag soll im Vermittlungsausschuß eine endgültige Entscheidung fallen. Der Verhandlungsführer der SPD, der Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau, begründete die Vertagung damit, daß die Koalition kein neues schriftliches Konzept vorgelegt habe. Im Vorfeld hatte die CDU angekündigt, auf die von ihr ursprünglich geplante Nettoentlastung zu verzichten und den Spitzensteuersatz auf 49 statt 39 Prozent zu senken. Die SPD hatte den Ernst dieser Vorschläge bezweifelt.

Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Peter Struck, machte seine Kritik am Bundesfinanzminister fest: „Waigel ist bockig wie ein kleines Kind.“ Struck hielt wie Vogel eine Einigung im Bereich der Lohnnebenkosten für möglich. Arbeitsminister Norbert Blüm sei der SPD entgegengekommen. Er habe vorgeschlagen, die Einnahmen aus einer Mehrwertsteuererhöhung zur Senkung der Rentenversicherungsbeiträge zu verwenden. Blüm solle aber nicht glauben, daß die SPD damit auf sein Rentenkonzept aufspringe.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Hans-Peter Repnik, nannte das Resultat des Vermittlungsausschusses „wenig hilfreich“. Verantwortlich dafür sei die SPD, die widersprüchliche Aussagen zu einer Nettoentlastung gemacht habe. Weil sich die SPD nicht einig sei, habe die Koalition auch keine genauen Berechnungen anstellen können. Zudem liefen die Vorstellungen der SPD darauf hinaus, daß die Steuererhöhungen um zehn Milliarden Mark höher ausfielen als die Steuersenkungen.

Markus Franz Kommentar Seite 10

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