: Geldhahn abgedreht
■ IWF stoppt Kredite für Kambodscha wegen Korruption und Abholzung
Bangkok (taz) – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Kredite über insgesamt 120 Millionen Dollar für Kambodscha gesperrt. Ein Vertreter des IWF begründete dies am Dienstag abend mit „Korruption“ in der Regierung und der ungebremsten Abholzung von Wäldern im Lande. Obwohl die Regierung in Phnom Penh mehrfach gewarnt worden sei, heißt es in IWF-Kreisen, habe sie nichts dagegen unternommen, daß sich einzelne Personen, vor allem Militärs, weiterhin am illegalen Holzeinschlag und -handel bereicherten.
Finanzminister Keat Chhon erklärte, er sei „überrascht und betrübt“. Schließlich habe die neue Führung in Phnom Penh wiederholt versichert, sie wolle für mehr Transparenz im Staatshaushalt sorgen und gegen die Mißstände vorgehen.
Bislang allerdings ist davon nichts zu sehen: Seit Anfang Juli, als Regierungschef Hun Sen seinen Co-Premier Prinz Norodom Ranariddh aus dem Amt jagte, hat sich der Raubbau an den Regenwäldern noch verstärkt, sagen Umweltschützer. Nach Erkenntnissen der renommierten Gruppe Global Witness darf nun zum Beispiel die chinesische Firma Everbright 30.000 Kubikmeter Holz ausführen – ohne durch die von Weltbank und IWF geforderten Genehmigungsverfahren zu gehen. Hohe Beamte, die eine strengere Forstpolitik durchsetzen wollten, wurden sogar gefeuert.
Hun-Sen-treue Militärs lassen nun in den von ihnen kontrollierten Regionen skrupellos alles fällen, was irgendwie Geld bringen kann. Die Baumstämme transportieren sie illegal übers Meer nach Thailand.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der IWF einen Teil der über drei Jahre geplanten Kredite wegen der undurchsichtigen Haushaltsführung der Regierung ausgesetzt. Der damalige erste Premier Prinz Norodom Ranariddh hatte allerdings keineswegs eine weißere Weste als sein Co-Premier. Zwischen Januar 1996 und April 1997 wurde Holz im Wert von 116 Millionen Dollar illegal exportiert, so Global Witness. In die Staatskasse, die zu etwa 40 Prozent vom Ausland gefüllt wird, flossen dagegen nur 14 Millionen Dollar aus dem Holzverkauf.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat Kambodscha 35 Prozent seines Waldes verloren. Für die kambodschanische Wirtschaft, die seit dem Putsch ohnehin am Boden liegt, bedeutet der Stopp der IWF- Kredite einen harten Schlag. Besonders trifft er die Staatsangestellten, von denen viele ihren – ohnehin sehr niedrigen – Lohn erst um Monate verzögert erhalten. Die öffentlichen Kassen sind leer. Erst kürzlich demonstrierten 20 Soldaten in Phnom Penh. Sie würden erst wieder kämpfen, sagten sie, wenn sie ihr Geld sähen. Darauf aber werden sie wohl noch lange warten können. Jutta Lietsch
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