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Junkers im Glashaus

■ Aufs Flughafen-Gebäude soll eine gläserne Ausstellungshalle für die „Bremen“/ Bremen macht 5,5 Millionen Mark locker

Wer hat sich nicht schon mal am Flughafen gelangweilt, wenn Opas Maschine Verspätung hatte oder Nebel den Abflug verzögerte. Das soll in Zukunft nicht mehr vorkommen, im Gegenteil, wir sollen allen Grund haben, sogar zu früh zur Abfertigungshalle zu eilen und dort unsere Freizeit zu verbringen: Bremen bekommt eine neue Ausstellungshalle, und zwar mitten auf dem Flughafen-Gebäude.

„Für die bestehenden Museen reicht das Geld hinten und vorne nicht, und hier sind plötzlich die Millionen da – das machen wir nicht mit“, schimpfte die grüne Kultur- und Wirtschaftspolitik-erin Helga Trüpel. Es nützte nichts: Gegen ihre Stimme segneten die Wirtschaftsförderungs-Ausschüsse gestern die neue Halle ab. Und es soll eigentlich auch weniger um Kunst oder Kultur gehen als vielmehr um Reklame, dafür ist immer Geld da.

Für 5,5 Millionen Mark soll oben auf dem Flughafen-Gebäude eine Glas-Überdachung entstehen, 850 Quadratmeter groß.

„Fluggäste, Abholer bzw. Zubringer und im hohen Maße Besucher des Airports“sollen da vorbeischauen. Damit das passiert, soll die Halle direkt an die Besucherterrasse „mit der entsprechenden Gastronomie“angrenzen; von den 1,6 Milllionen Flughafen-Gästen könnten 200.000 BesucherInnen zu einem Bummel in das Glashaus gelockt werden, rechnet die Wirtschaftsbehörde.

Mit Eintrittsgeldern wird allerdings nicht gerechnet, die Ausstellungshalle soll sich kostenfrei den Wartenden öffnen. Laufende Kosten übernimmt die Flughafen-GmbH, die ja auch die anderen Wartesäle heizen muß. Ziel ist ein ganz anderes: „Mit wechselnden Schwerpunkten“soll in der gläsernen Halle auf wirtschaftliche und touristische Aktivitäten hingewiesen werden.

Im Extremfalle sollen sogar Zufalls-Gäste motiviert werden, in Bremen länger zu bleiben als sie ursprünglich vorhatten.

Allzuviel Wechsel dürfte es allerdings in den Exponaten nicht geben: Als erstes „Objekt“soll das Flugzeug „Bremen“, die historische Junkers W 33, standesgemäß in der Glashalle auf der Abflughalle ausgestellt werden.

Der Verein „Wir holen die Bremen nach Bremen“, dem Bremer Flugzeugfreunde angehören, hatte das Flugzeug als Leihgabe auf zehn Jahre dem amerikanischen Henry Ford Museum abgeluchst. Derzeit wird die alte Junkers restauriert, am 19. Juni 1998 soll sie auf dem Marktplatz aufgestellt werden zum siebzigsten Jahrestag der Rückkehr der mutigen Ost-West-Atlantik-Flieger. Danach sucht es auf acht Jahre eine Bleibe. Da die Glashalle nur 42mal 20 Meter groß werden soll, wird sie mit dem Flugzeug wohl weitgehend voll sein. Daneben sollen Schautafeln an die Rolle Bremens in der Luftfahrtgeschichte erinnern.

Ursprünglich war die Ausstellungshalle auch als Bonbon für die derzeitigen Bremer Flugzeugbauer von der Dasa gedacht, damit die sich am Space-Park-Projekt finanziell beteiligen. Ursprünglich sollte der Bau auch schon 1996 beginnen. Gesellschafterin beim Space-Park will die Dasa allerdings nicht mehr werden; so wird man auf den Brückenschlag Dasa-Space-Park in der gläsernen Flughafen-Wandelhalle wohl verzichten müssen.

Nur die Finanzierung der Ausstellungshalle auf dem Flughafen-Gebäude wird noch über den Titel „Space-Park“im Investitions-Sonder-Programm (ISP) abgewickelt. „Die Ausstellungshalle hat damit quasi die Funktion einer Außenstelle des Space-Parks Bremen“, schreibt der Wirtschaftssenator in seiner Begründung für die 5,5 Millionen Mark. K.W.

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