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Schleppender Verkauf

■ Mieter kaufen nur zögerlich Wohnungen

Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften bremsen beim vom Senat beschlossenen Verkauf von Wohnungen an Mieter. Diesen Vorwurf erheben mehrere SPD- Abgeordnete. Die Zahl der Verkäufe sei „skandalös niedrig“, sagte gestern der wohnungspolitische Sprecher der SPD, Michael Arndt. Von dem Ziel, von einer Million städtischer Wohnungen 15 Prozent an Mieter zu verkaufen, sei man noch weit entfernt. Als Grund für den schleppenden Verkauf gelte, daß der geringere Wohnungsbestand für die Gesellschaften mit einem Statusverlust verbunden sei.

Vor allem die hohen Preise würden die Mieter abschrecken. Im Plattenbau würden pro Quadratmeter 2.500 Mark verlangt, so Arndt. Dies sei selbst für sanierte Wohnungen „unverhältnismäßig“. Dort, wo die Gesellschaften den Preis gesenkt hätten, sei ein regeres Käuferinteresse zu verzeichnen gewesen.

Bei der SPD-Abgeordneten Elga Kampfhenkel gehen „permanent Beschwerden“ von Mietern ein, die ihre Wohnungen kaufen wollten – man lasse sie aber nicht. „Es müssen Preise sein, die sich für die Mieter lohnen“, forderte Arndt. Einige Gesellschaften seien überhaupt nicht bereit, vernünftige Preise anzubieten. Arndt forderte, der Senat als Miteigentümer der Gesellschaften müsse über seine Aufsichtsratsmitglieder stärkeren Einfluß auf die Preisgestaltung nehmen.

Auch der stellvertretende SPD- Vorsitzende Klaus-Uwe Benneter spricht von einem „halbherzigen“ Vorgehen der Gesellschaften. Es würden gezielt Wohnungsbestände angeboten, die für den Verkauf „völlig ungeeignet“ seien. Benneter drängt auf eine politische Entscheidung. Um den Verkauf an Mieter zu beschleunigen, müsse den Gesellschaften ein Frist gesetzt werden, bis zu der sie Wohnungen zu drei Vierteln des Verkehrswertes verkaufen könnten.

Die Pressesprecherin des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), Christa Fluhr, wies die Blockade- vorwürfe gestern als „völlig ungerechtfertigt“ zurück. In den vergangenen zwei Jahren hätten die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften im Westteil der Stadt 1.417 Wohnungen verkauft. Derzeit seien 7.400 Wohnungen im Angebot. Ziel sei, bis zum Jahresende 20.000 Wohnungen im Angebot zu haben. Dies entspricht der Hälfte des Bestandes, der an Mieter verkauft werden soll. Dorothee Winden

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