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Das PortraitDas rote Zünglein an der Waage

■ Fausto Bertinotti

Die Spitznamen erzählen Bände: Von „Rotkäppchen“ über „Vielschwätzer“ bis „Sfascista“, was wie Faschist klingt, aber von sfasciare, zersetzen, kommt. Aber auch „Mister neun Milliarden“ wurde er schon betitelt – als 1994 das Gerücht auftauchte, der überzeugte Kommunist Fausto Bertinotti habe sich vom Oberkapitalisten Silvio Berlusconi neun Milliarden Lire (8,5 Millionen Mark) zustecken lassen, um das Parteiblatt Liberazione zur Tageszeitung auszubauen und damit den Linksdemokraten zu schaden.

Dem Chef von Rifondazione Comunista ist das recht. Er sieht in der Kritik vor allem kostenlose Reklame für sich. Von Jugend auf war der heute 57jährige immer dort, wo er ganz links vermutete: Zuerst setzte er sich innerhalb der Gewerkschaftsbewegung durch ständige Aufmüpfigkeit in Szene, um dann Mitte der 80er Jahre zeitweilig den Vorsitz der kommunistischen CGIL zu übernehmen.

Als die Kommunistische Partei 1991 in Linksdemokraten und Rifondazione Comunista zerfiel, gehörte der Mailänder Bertinotti selbstredend zur radikaleren Fraktion, deren Vorsitz er zwei Jahre später übernahm. Wenn er sich seinen Fans zeigt, ballt er noch immer kraftvoll die Faust zum kommunistischen Gruß; Hammer und Sichel bleiben großflächige Erkennungssymbole seiner Partei.

Die hat er mit großem Vergnügen dort angesiedelt, wo in Italien noch viel Platz ist: nicht links im Sinne einer traditionellen marxistischen Politik, sondern schlichtweg ein Stück links von den Linksdemokraten. Bertinotti beschränkt sich auf eine Reihe von „Wir sind dagegen“: Gegen den Abbau des Gesundheitswesens, gegen die Rentenreform, gegen Europa, gegen die Albanienmission. Nur mehr Arbeitsplätze, da ist er dafür – Staatsfirmen sollen hunderttausendweise Arbeiter einstellen. Doch das endet auch wieder in einem „Gegen“: Dafür nämlich muß er gegen die seit Jahren betriebene Privatisierung der fast durchwegs total unrentablen Staatsunternehmen sein. Daß das Defizit damit angeheizt wird, kümmert ihn wenig – das soll gefälligst die Regierung lösen. Schließlich hat Bertinotti wohlweislich keine Minister ins Kabinett entsendet – er unterstützt Prodis Kabinett „von außen“. Oder auch nicht – wie jetzt in Sachen Haushalt. Werner Raith

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