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Bubis und Stolpe sind sich einig im Fall Gollwitz

■ Das Dorf Gollwitz und die Ablehnung jüdischer Emigranten: Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe und Ignatz Bubis beenden ihren Streit. SPD will Zuwanderer in Städten ansiedeln

Berlin (taz) – Nach den harschen Tönen im Streit um die Gemeinde Gollwitz schlagen Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe und der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, jetzt versöhnliche Töne an.

Bei einem Gespräch, das auf Einladung des in Berlin erscheinenden Tagesspiegels stattfand und heute veröffentlicht wird, versuchten beide, ihr Verhältnis wieder zu entkrampfen. Bubis hatte Stolpe in der Vergangenheit angegriffen, weil dieser den Beschluß des Gemeinderats von Gollwitz gegen die Aufnahme jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion zu erklären versuchte. Brandenburgs Ministerpräsident räumte jetzt Fehler ein und versprach, es werde in der Frage der Unterbringung von Zuwanderern „kein Signal des Nachgebens“ geben. Das Verhalten der Gollwitzer erklärte Stolpe mit den Erfahrungen in der ehemaligen DDR: Den Ostdeutschen, die den Umgang mit Fremden nicht gewohnt gewesen seien, stünde daher noch eine „riesige Lern- und Lehraufgabe“ bevor, so Stolpe im Tagesspiegel.

Der Streit war in den vergangenen Wochen eskaliert, weil der Brandenburger Ministerpräsident sich in einem Telefonat mit Bubis zunächst entsetzt über den Gollwitzer Beschluß gezeigt hatte, kurze Zeit später allerdings vor den Bewohnern selbst die Rolle der Medien rügte. Nicht Antisemitismus, sondern ein „Planungsfehler“ der Landesregierung, der das Dorf überfordert hätte, sei ursächlich für die Ablehnung gewesen, so Stolpe. Das 404 Einwohner zählende Gollwitz sollte 60 Juden aufnehmen.

Bubis hatte daraufhin öffentlich erklärt, er wisse nicht, was er „von einem Menschen“ halten solle, „der in verschiedenen Sprachen spricht“. Während des Tagesspiegel-Gesprächs bedachten sich beide nun mit wohlwollenden Worten. Bubis bekräftige seine Wertschätzung für Stolpe, dessen abwiegelnde Reaktion er deshalb um so weniger verstanden habe. Unterdessen versucht die Brandenburger SPD, den Schaden zu begrenzen. In einer Entschließung verurteilte die Fraktion im Landtag von Potsdam jede Form von Antisemitismus. Um Konflikte wie in Gollwitz zu vermeiden, forderte die Fraktion zugleich eine neue Ansiedlungsstrategie, wie sie von Stolpe und der Ausländerbeauftragten Almuth Berger angedeutet worden war. Künftig sollen die jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion hauptsächlich in den vier kreisfreien Städten Potsdam, Cottbus, Brandenburg und Frankfurt an der Oder untergebracht werden. Dort könne die Entwicklung jüdischen Lebens erleichtert werden, erklärte der SPD-Landesvorsitzende und Kulturminister Steffen Reiche. Severin Weiland

Kommentar Seite 12

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