piwik no script img

Der eiserne Jungmann

■ Morgen „Ironman“auf Hawaii: Als einziger Hamburger Triathlet schwimmt, läuft und fährt Till Teuber übers Eiland

An diesem frühherbstlichen Sonntagvormittag ist es an der Außenalster fast menschenleer. Schon wieder Nieselregen. Till Teuber ist dennoch unterwegs. Der 30jährige hat sich extra dick eingepackt, um dem Klima auf Hawaii wenigstens etwas nahe zu kommen. „Die Temperatur um 40 Grad ist das größte Hindernis“, hat der Student von seiner Trainingspartnerin erfahren, die im Vorjahr dabei war. Teuber hofft, das es zur Akklimatisierung reicht, wenn er eine Woche vor dem Wettkampf auf der Pazifik-Insel eintrifft. Der Veranstalter, die World Triathlon Corporation, empfiehlt drei Wochen.

Mitte Juli hat sich Teuber beim Ironman-Europe im fränkischen Roth qualifiziert – „als viertletzter Nachrücker in meiner Altersklasse“. Reingerutscht ist er für die, die kein Geld oder keine Zeit für einen Hawaii-Urlaub übrig haben. Eigentlich verfügt auch Teuber über keines von beidem: Er steckt im Examen für das Lehramt in Sport und Biologie; für die Unkosten mußten seine Veba-Betriebsaktien dran glauben, die er nach seiner Ausbildung zum Chemielaboranten günstig gekauft hatte. Aber er wollte „unbedingt“teilnehmen.

„Bis jetzt habe ich 445 Mark Startgeld und 1550 Mark für den Flug ausgegeben.“Sponsoren haben beim Triathlon nur die Profis in der Weltspitze – wie die Deutschen Thomas Hellriegel oder Lothar Leder. Bundesligamann Teuber von den „Tri-Michels“, Hamburgs einzigem reinen Triathlonverein, bekommt immerhin die Rennbekleidung gestellt und Rabatt beim Fahrradkauf.

Als Ziel hat sich Teuber eine Zeit von 10:20 Stunden gesetzt – fast zweieinhalb Stunden mehr als die Bestzeit des belgischen Titelverteidigers und Weltrekordhalters Luc van Lierde. Daß er ankommen wird, steht für ihn außer Frage. Viele Teilnehmer – diesmal starten 1500 Frauen und Männer – unterschätzen allerdings die Schwierigkeit des Ironman: Hawaii-Neulinge brauchen meist drei Stunden länger als geplant.

Wenigstens beim Schwimmen muß sich Teuber im Gegensatz zu seinen ersten Wettkampfjahren nicht mehr verstecken: „1988 habe ich meinen ersten Triathlon gemacht. Beim Schwimmen war ich lange immer einer der letzten, weil ich nur Brustschwimmen konnte.“Mittlerweile hat sich das Schwimmtraining ausgezahlt, das sein Verein mehrmals pro Woche anbietet.

Auch das Laufen zählt zu seinen Stärken: Bei der Ausscheidung in Roth brauchte Teuber für den Marathon dreieinhalb Stunden. Bleibt das Radfahren: „Mit mehr Training könnte ich da am meisten Zeit rausholen.“So stehen an diesem Hamburger Trainings-Sonntag auch noch knapp 100 Fahrradkilometer auf dem Programm.

Von speziellen Diäten, außer dem obligatorischen Nudelessen zum Auffüllen der Kohlehydratspeicher, hält Teuber nicht viel. Allerdings gewöhnt er sich schon jetzt an die übermäßigen Mengen Flüssigkeit, die auf Hawaii durch seinen Körper fließen werden. „Wenn man ausreichend trainiert hat, braucht man keine spezielle Diät“, ist sich Teuber sicher und bricht zu einer weiteren 7,5-Kilometer-Runde um die Alster auf – diesmal ohne Gesprächspartner. Sascha Engling

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen