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Spaniens Linke versucht das Bündnis

■ Bei den Regionalwahlen im nordspanischen Galicien tritt erstmals ein neues Linksbündnis nach dem Vorbild von Italiens „Olivenbaum“ an

Madrid (taz) – Seit José Maria Aznar 1996 den Sozialisten Felipe González aus dem Rennen warf, läßt vielen Linken in Spanien eine Rechnung keine Ruhe mehr: Wären das kommunistische Wahlbündnis Vereinigte Linke (IU) und die sozialistische PSOE auf einer gemeinsamen Liste angetreten, hätte der Konservative nicht die Wahlen gewonnen. Seither macht die Rede von einem „Olivenbaum“-Bündnis nach italienischem Vorbild die Runde.

Am kommenden Sonntag ist es jetzt soweit: Bei den Regionalwahlen im nordspanischen Galicien treten Sozialisten, kommunistische Erneuerer und Grüne gemeinsam an. Ziel der „Fortschrittlichen Koalition“ unter Führung des Vorsitzenden der Sozialistischen Partei Galiciens, Abel Caballero: Den mit absoluter Mehrheit regierenden Konservativen Manuel Fraga von der Partido Popular (PP) nach acht Jahren aus dem Amt zu vertreiben. Aber selbst wenn es nur zu einem deutlichen Zugewinn für die rosa-rot-grüne Koalition reichen sollte, wäre das schon ein Signal an die in einer tiefen Krise steckende parlamentarische Linke, sich auch im restlichen Spanien zusammenzutun.

An namhaften Unterstützern aus der sozialistischen Partei, der Vereinigten Linken, den sozialistischen und kommunistischen Gewerkschaften sowie den kommunistischen Erneuerern fehlt es nicht. Nur einer mag keinen richtigen Geschmack am Experiment finden: Julio Anguita, Chefkoordinator der Vereinigten Linken. Keiner aus dem kommunistischen Lager hat sich so wie er auf die Sozialisten unter Felipe González als politische Hauptfeinde eingeschossen.

Selbst jetzt, wo González weder die Regierung noch den Parteivorsitz innehat, roch dem orthodoxen Anguita die Bündnisbereitschaft seiner Parteigänger in Galicien nach Verrat. Erst drehte er dem Landesverband die zentralen Geldhähne ab, und als auch das nichts half, ließ er die Nordlichter vor zwei Wochen ausschließen. Jetzt kandidieren die wenigen verblieben Getreuen Anguitas ganz alleine gegen den Rest der Welt – und verkommen nach Umfragen zur winzigen Splitterpartei, die gerade noch auf ein Prozent der Stimmen hoffen darf.

Landesvater Fraga gibt sich trotz des oppositionellen Großaufgebots an Wahlkampfhelfern betont ruhig. Der 74jährige ehemalige Informationsminister unter Diktator Francisco Franco und erster Innenminister nach dessen Tod regiert mit einer bequemen absoluten Mehrheit. Seine konservative Partido Popular hält 43 der 75 Sitze im Regionalparlament. Und die Umfragen sagen ihm derzeit nur leichte Verluste voraus. Reiner Wandler

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