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Zum Erschießen zu doof, zum Faseln zu fad

■ Versabbelte Langeweile: „Den letzten beißen die Hunde“im Theater in der Basilika

Faseln allein genügt nicht. Wer geliebt werden will, muß auch zuhören können. Und wer pausenlos auf sein Gegenüber einredet, ohne auf dessen Reaktion zu achten, macht sich schnell lächerlich. Auf der Bühne ist es komisch, aber nur, wenn die Darsteller den Faselschwall mit überzeugendem Spiel verbinden können.

Als am Freitag Nicky Silvers Broadway-Hit von 1996, Den letzten beißen die Hunde, im Theater in der Basilika Premiere hatte, überzeugte die Screwball-Comedy in der Inszenierung von Gunnar Dreßler leider durch nichts. Inhaltlich gibt das Stück ohnehin nicht viel her: Fünf Stadtneurotiker treffen aufeinander, eine konstruierte Verwicklung jagt die andere, jeder ist seines Nächsten Feind. Amanda liebt Ford und haßt Serge, Otto liebt Serge und haßt Ford, Bea kann Otto, ihren eigenen Sohn, nicht ausstehen – und so weiter eben. Schuld sind die Mütter, grundsätzlich. Entweder haben sie zuwenig oder zuviel geliebt, und so leiden die Betroffenen an schwerwiegenden Mängeln. Das führt zu ellenlangen Selbstgesprächen, die die Komik des Stückes tragen sollten. Vergeblich.

Am ehesten glaubte man noch Otto (Alexander Haugg), dem dicken, viel zu alten Kind, das zu doof war, sich selbst zu erschießen. Er schaffte es, seine Analytikerin dem Suizid auszuliefern und so tatsächlich ein paar Witze zum Zünden zu bringen. Die anderen Gestörten waren neben ihm deutlich zu affektiert. Daß Amanda (Iris Radunz) eine depressionsbedingte Hungerkur hinter sich haben sollte, konnte niemand glauben. Und Ford (Andreas Kaufmann) war schlicht eine mißglückte Comicfigur.

Es reicht halt nicht, zwei gestylte Appartements auf die Bühne zu stellen und die schönsten Darsteller in Designer-Unterwäsche zu stecken. Für diese Art von Witz sind zwei Stunden zu lang.

Barbora Paluskova

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