Hamburger Kino-Tips

Wer hat diese scheinbar harmlose Mütze gesehen? Wer diese ungewöhnliche Tchibo-Uhr? Und dann dieser seltsame Bleistift... Verdächtige Gegenstände eines Gemeingefährlichen vor argloser Textiltapete. „Hinweise, die zur Ergreifung...“. Eduard Zimmermanns Gesicht ist so unbewegt, als wolle er der Fernsehnation vor der Glotze die Apokalypse in Gestalt von Neppern, Schleppern, Kinderfickern so behutsam wie möglich verkünden. Als ich später mein Kinderfahrrad mühsam in den nachtschwarzen Keller hievte, lag da eine scheinbar harmlose Mütze auf unserer unschuldigen Treppenstufe. Das Fahrrad plumpste mir aus den Händen. Schreiend lief ich davon. Der Anfang einer Abhängigkeit. Nach 30 Jahren wird Eduard Zimmermann die Moderation von Aktenzeichen xy ungelöst abgeben. Die Avantgarde des Reality-TV, die jeden von uns dazu brachte, vor dem Zubettgehen noch einmal den Vorhang nach vollkommen deplazierten Herrenschuhen zu inspizieren, sagt einfach adieu. Bedrückt gedenkt RE-Produkts mit XYZ – Das Ende einer Ära des Sandmanns, der uns die Allgegenwart des Bösen in die Augen streute. Ein Rückblick auf den „heißen Herbst“rundet den Trauerrand-Abend ab.

Fr, 24. Oktober , 20 Uhr, Metropolis

Schon Jubilar Günther Grass besang einst in einem Gedicht die Haare im Klo einer Herzensmitbewohnerin. Wann geht es zwischen Abendbrot, Alltagseinerlei und den 5 euphorischen Minuten im Monat nur noch um Überlebensinstinkte einer Wirtschaftsgemeinschaft und um Ehe als praktisches Koordinatensystem? Alan Rudolphs Liebesgeflüster kreist um das Yuppie-Paar Jeffrey und Marianne und um die Beziehungsprofis Lucky und Phyllis. Rudolph begibt sich hier zwar auf französisches Filmgeplänkel-Terrain, aber wenn die wunderbare Julie Christie verhuscht, verzaubert und verloren im Restaurant sitzt, schaut man ihr einfach gerne beim Alleinsein zu.

Abaton, täglich, 20 Uhr

Die 8. Lesbisch-Schwulen- Filmtage sind zwar vorbei, aber ohne ein Nachbeben wollen die VeranstalterInnen die Metropolis-Leinwand nicht verlassen. Für alle, die einst vergeblich zu Butch Camp von Alessandro De Gaetano pilgerten, kommt jetzt der Tag der Tage. Außerdem läuft noch Die Konkurrentin. Die TV-Produktion von Dagmar Hirtz erzählt von einer Unternehmerin, die sich im eitlen Kompetenzgerangel mit ihrer jüngeren Vorgesetzten herumschlägt, bis beide die weiße Fahne hochhalten und sich ganz doll verlieben.

Sa, 25. Oktober, „Die Konkurrentin“(die Regisseurin ist anwesend), 21.15 Uhr, und „Butch Camp“, 23 Uhr, beide im Metropolis

Kein Konzert, keine Plattenaufnahme, wo Chef James Brown seinen Saxophonisten nicht mit einem „Maceo, blow your horn!“anfeuerte. Die Zeiten, in denen Maceo Parker im Schatten der „sex machine“stand, sind vorbei. Parker galt bald selbst als Garant für Funk-Jazz und Entertainment vom Feinsten. My First Name is Maceo von Markus Gruber hat den Saxophonisten bei drei Konzerten in der Fabrik im April 1994 begleitet.

Mo, 27. Oktober, 22.45 Uhr, Zeise

Mit fröhlicher Blechmusik stimmt am Samstag eine Combo im Alabama auf den britischen Arbeiterfilm Brassed Off von Mark Herman ein. Hier spielt Pete Postlethwaite mit Pauken und Trompeten gegen die Depression und die verheerenden Folgen einer Zechenschließung in der Bergarbeitergemeinde Grimley an.

Sa, 25. Oktober, 20.15 Uhr, Alabama big