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Weißer Kragen, braunes Herz?

■ Kammer studierte Rechtsextremismus bei Angestellten

Gibt es bei Angestellten rechtsextremes Gedankengut? Dieser Frage versuchte ein Forschungsteam um die Bremer Professorin Birgit Volmerg im Auftrag der Bremer Angestelltenkammer nachzugehen. Ergebnis: möglicherweise.

Immerhin legt die Studie einen inneren Kampf der beforschten Berufsgruppen aus Bremer Einzelhandel, Import/Export, Bankwesen, Schiffsbau und Sozialarbeit frei. Demnach ist bei allen Interview-PartnerInnen der humanistische Anspruch, selbst nicht ausländerfeindlich sein zu wollen, durchaus vorhanden. Allein im Herzen regen sich üble Gedanken, wenn es um die Bewertung der Situation von Asylsuchenden geht. Da entschlüpft es vielen Angestellten, Asylsuchende würden sich heimtückisch Sozialleistungen erschleichen und den Sozialstaat unterwandern.

„Der Widerspruch zwischen eigenem Anspruch und emotionalem Erleben des Alltags spiegelt sich vor allen Dingen im Sprachgebrauch wieder“, meint Birgit Volmerg. In die Alltagssprache, so die Professorin, schleichen sich immer wieder rechtsextremistisch belegte Begriffe ein, wie „Türken treten in Rudeln auf“oder Stadtteile würden „von Ausländern erobert“und „überfremdet“, „Deutsche würden aus der Heimat vertrieben“. Volmerg bezeichnete diesen Widerspruch als „doppeleten Diskurs“. Den gelte es bewußt zu machen, um eine Veränderung im (Sprach-)Verhalten zu erreichen.

Je mehr sich die Beziehungen zwischen Deutschen und Ausländern im geschäftlichen Bereich abspielen, desto mehr wird Toleranz von Deutschen nicht nur gefordert, sondern auch praktiziert, zu diesem Ergebnis kommt die Studie Rechts-extremismus, kein Thema für Angestellte?. In Auszügen ist die Studie bei der Bremer Angestelltenkammer zu bestellen. schuh

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