: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Air Force One USA 1997, R: Wolfgang Petersen, D: Harrison Ford, Gary Oldman, Glenn Close
„Was diesseits des Atlantiks böse Satire vermuten ließe, daraus wird in Hollywood ein ganz und gar ironiefreier Action-Thriller – grimmig ernst wie „Terminator“, „Rambo“und „Die Hard“zusammen. Harrison Ford spielt den US-Präsidenten Marshall, der gerade noch in Moskau der Welt versprochen hat, vor dem Terrorismus niemals in die Knie zu gehen, und der nun auf dem Rückflug in die Hände kommunistischer Terroristen gerät. Die Schurken stellen ihn vor die Alternative: Familie oder Vaterland. Der Präsident aber tut, was ein Mann tun muß: er kämpft für Familie - und Vaterland. Natürlich hat Petersen es verstanden, daß ein solch pop-patriotischer Film nur dann ein großes Publikum findet, wenn der echte Präsident auch ein Popstar sein möchte. Einer, der den Auftritt liebt, nicht aber die Durchsetzung politischer Inhalte; der sich nach der Vorführung des Films freut, daß endlich einmal der Präsident ein Held sein darf, und der hofft, daß etwas von Fords Glamour und Sex auf ihn abstrahlt.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lindenhof (Wildeshausen), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
Alraune Deutschland 1928, R: Henrik Galeen, D: Brigitte Helm, Paul Wegener / Stummfilm mit Klavierbegleitung
„Professor Ten Brinken beschäftigt sich seit Jahren mit dem Problem der künstlichen Befruchtung. Eines Tages gelingen seine Experimente: Als Tochter eines am Galgen hingerichteten Verbrechers und einer Dirne entsteht ein Mädchen. Ten Brinken nennt es Alraune – nach der Alraunenwurzel, die altem Aberglaube zufolge unter dem Galgen wächst und geheimnisvolle Kräfte hat. Gallen, als Regisseur des „Übersinnlichen“versiert, inszenierte diesen Film als Vision des Schreckens, in der Brigitte Helm in maskenhafter Starre dem unausweichlichen Untergang zutrieb.“(Reclams Filmführer) Kino 46
Die Apothekerin Deutschland 1997, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Jürgen Vogel, Richie Müller
„Eine Frau zwischen zwei Männern, einige Leichen und Gift in den verschiedensten Formen - das sind die Bestandteile von Rainer Kaufmanns (“Stadtgespräch“) makaberer Komödie nach dem Erfolgskrimi von Ingrid Noll. Nicht zu vergessen ein exquisites Schauspielerensemble, das aber leider auch nicht verhindern kann, daß in diesem Fall zu viele Zutaten den Brei verderben. Denn die Geschichte von Apothekerin Hella (Katja Riemann), die sich mit tödlicher Konsequenz erst in den windigen Zahnmedizin-Studenten Levin, dann in Ex-Knacki Dieter, und schließlich in Langweiler Pawel verliebt, wäre sooo gern tiefschwarz. Doch irgendwo zwischen makabrem Krimi und bitterböser Komödie bleibt „Die Apothekerin“hängen - auf halbem Weg zu „Serial Mom“oder „Shallow Grave“. (TV-Spielfilm) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanca (Ol)
Aus dem Dschungel in den Dschungel USA 1997, R: John Pasquin, D: Tim Allen, Sam Huntington, Martin Short
„Wie „Das Bankentrio“, „Noch drei Männer, noch ein Baby“und „Daddy Cool“basiert auch dieser Film auf einer französischen Erfolgskomödie. Vorlage ist Herve Paluds „Little Indian“, der mit über sieben Millionen Zuschauern der erfolgreichste Film des Jahres 1994 war. Ein Börsenmakler reist in den venezuelanischen Regenwald, um seine Ex-Frau zur Unterzeichnung der Scheidungspapiere zu veranlassen. Im Busch angekommen, macht er die bestürzende Entdeckung, daß er Vater eines 13jährigen Sohnes ist, der alsbald seinen Erzeuger nach New York begleitet. Dort entwickelt sich das übliche Kultur-Crash-Chaos. Ein netter, harmloser Familienspaß, der sich nur durch sein US-Kolorit vom Original unterscheidet.“(Cinema) Schauburg
B
Ballermann 6 Deutschland 1997, R: Gernot Roll, Tom Gerhardt, D: Tom Gerhardt
„Früher oder später mußte sie kommen, die deutsche Komödie von der deutschen Urlauberkolonie Ballermann 6 auf Mallorca. Das berühmt-berüchtigte Strandrevier passe zum Chaotengespann Tommie und Mario wie Curry und Pommes zur Wurst, meint Tom Gerhardt, der als Drehbuchautor und Hauptdarsteller den Kölner Blödmann mit der Pudelmütze und seinen getreuen Sidekick ins Proloparadies geschickt hat. Eine „moderne Fassung von Dick und Doof mit absurden Szenen“wollte Gerhardt mit Produzent Bernd Eichinger auf die Beine stellen - ein hoher Anspruch. Aber es muß nicht immer Kaviar sein, und so ist dies ein Film weit jenseits der Fünf-Sterne-Küche: Kotzorgien im Flugzeug, Urin im Sauerkraut. Der Humor kommt mit dem Holzhammer, ob eine Katze unterm Laster landet oder der Flamenco-Tänzer nur mit Reißzwecken im Schuh zu Höchstform aufläuft. Und meist landet der Humor unter der Gürtellinie. Doch von Tiefschlägen und feuchten Sexphantasien lebt schließlich auch der Mythos Mallorca.“(Jürgen Schön) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Balto USA/Großbritannien 1996, R: Simon Wells
„Ein packender Zeichentrickfilm über den zunächst von allen außgestoßenen Wolfshund Balto. Als im Alaska des Jahres 1925 eine Epidemie ausbricht, kann das Serum wegen eines Blizzards nur mit einem Hundeschlitten geholt werden. Balto führt die Expedition nach Hause, obwohl der hinterlistige Leithund Steel im arge Schwierigkeiten macht. Eine gelungene Mischung aus Spannung, gefühlvollen Momenten und Witz, auch wenn die Story mit vielen Klischees belastet ist.“(tip) Atlantis
Bean Großbritannien 1997, R: Mel Smith, D: Rowan Atkinson, Burt Reynolds
„Nicht von ungefähr findet sich die Warnung, man habe es mit dem „ultimativen Katastrophenfilm“zu tun, im Untertitel des ersten Filmabenteuers des im Fernsehen und Video längst zum Kulthelden avancierten Mr. Bean: Da, wo das von Rowan Atkinson gewohnt kongenial dargestellte Strichmännchen bei seinem Besuch der Vereingten Staaten hintritt, wird die Neue Welt in ihren Grundfesten erschüttert – zum Gaudium des komödienhungrigen Publikums, das von „Bean“ganz nach seinen Bedürfnissen bedient wird. Atkinson und sein Regisseur Mel Smith taten gut daran, den unverkennbaren, clever zwischen Stummfilmheroen wie Langdon und Keaton sowie modernen Leinwandkasperln wie Lewis und Carrey angelegten Tunichtgut weitgehend unangetastet zu lassen: Immer noch hinterläßt der Kindskopf mit dem Gemüt eines Simplicissimus eine Spur der Zerstörung, ohne sich des Umfangs seiner Handlungen bewußt zu sein. Der Schritt auf die große Leinwand ist ein Unternehmen, bei dem nichts schiefgehen kann.“(Blickpunkt: Film) Ufa-Stern, UT-Kinocenter
Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten Großbritannien 1997, R: Mark Herman, D: Pete Postlewaite, Evan McGregor, Tara Fitzgerald
Wer will schon einen Film über das Wohl und Wehe einer Blaskapelle sehen? Allein all die unvermeindliche Humptata-Musik müßte eigentlich jeden halbwegs geschmacksicheren Kinogänger abschrecken. Dazu noch als deprimierender Hintergrund die Schließung eines Kohlen-Bergwerks im britischen Yorkshire: Regisseur Mark Herman hat sich einen denkbar unattraktiven Stoff für seine Komödie ausgesucht, und umso überraschender ist es, wenn nach dem Film ein großer Teil des Publikums leise Märsche vor sich herpfeift, andere sich die Augen wischen, und alle sich prächtig amüsiert haben. Die traditionsreiche Perle des proletarischen Gemeindelebens von Grimley ist die „Colliery Band“, geleitet vom strengen und ehrgeizigen Dirigenten Danny, der von Pete Postlewaite mit soviel Wärme, Witz und natürlicher Autorität gespielt wird, daß wir ihm am Schluß sogar seine wundersame Heilung vom Todkranken zum flammenden Redner in der Royal Albert Hall abnehmen. Herman bringt uns die Bandmitglieder und ihre Familien als eine verschworene Gemeinschaft von skurillen Charakteren nahe, und mit perfekt gesetzten Pointen gelingt es ihm, eine feine Balance zwischen Gefühl und Humor zu halten. Uns berühren die Zukunftsängste und Ohnmachtsgefühle der Bergarbeiter, und doch lachen wir im nächsten Moment aus vollem Halse. (hip) Atelier, Casablanca (Ol)
BreakdownUSA 1997, R: Jonathan Mostow, D: Kurt Russel, J.T. Walsh, Kathleen Quinlan
„Eine Autopanne in der kalifornischen Wüste wird zum Beginn des Schreckens für ein Ehepaar aus der Großstadt. Nicht nur die Einsamkeit wird zur Nervenprobe, auch erweisen sich vermeintliche Freunde als die schlimmsten Feinde. Gerade weil der Ausgangspunkt so alltäglich ist, funktioniert der Suspense dieses Alptraums um so beklemmender. Daß die Geschichte aus den vertrauten Mustern einer handvoll Filme kompiliert wurde, fällt nicht sonderlich ins Gewicht, so gradlinig und schnörkellos, wie hier erzählt wurde.“(tip) Ufa-Stern
C
Catorce estaciones Spanien 1991, R: Antonio Giminez-Rico, D: Geraldine Danon, Juan Luis Galiardo / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„1947: Nach dem Ende des Dritten Reiches scheint auch der Sturz Francos möglich. Lazaro, ein Professor, der sein Land beim Sieg des Diktators verlasseen mußte, will von Paris aus mit falschen Papieren nach Spanien einreisen. Ein junger spanischer Söldner wird auf ihn angesetzt um zu verhindern, daß er seine politische Mission erfüllt. Doch der Killer begegnet Lazaros schöner Frau, die ohne das Wissen ihres Mannes ebenfalls den Zug bestiegen hat.“(Katalog der Mittelmeerfilmtage, München) Schauburg
Charlie & Louise Deutschland 1993, R: Joseph Vilsmeier, D: Fritzi und Florianne Eichhorn
Neuverfilmung des Erich Kästner-Romans „DAs doppelte Lottchen“. „Weil Vilsmeier, wie Kästner, die beiden Kinder in den Mittelpunkt des Filme stellt, und keinen travestierenden Vater, ist der Film nicht nur schöner, sondern auch ehrlicher als „Mrs. Doubtfire“. Ob der Zuschauer sie nun teilen mag oder nicht - Vilsmeier kann Gefühle filmen.“(tip) Gondel
Contact USA 1997, R: Robert Zemeckis, D: Jodie Foster, Bill Clinton / Originalfassung mit Untertiteln
„Science Fiction“im wahrsten Sinne des Wortes: In der Welt von heute, mit den wissenschaftlichen Möglichkeiten der 90er Jahre, wird hier über Radioteleskope ein Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation hergestellt, und Robert Zemeckis („Forrest Gump“) ist mehr als an den mysteriösen Fremden daran interessiert, wie wir auf sie reagieren würden. So sind die raffiniertesten Spezialeffekte dieses Filmes nicht spektakuläre Phantasiewelten oder Raumschiffe, sondern äußerst geschickte Vermischungen von Fact und Fiction. Einige Auftritte und Reden von Bill Clinton werden etwa so nahtlos in den Film eingeschnitten, daß es scheint, er rede über die Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen und die Filmheldin Jodie Foster stehe als eine Astronomin dabei direkt neben ihm. Leider nimmt sich Zemekis viel Zeit für eine eher tranige als erhellende Exposition seiner Heldin: Von den 150 Minuten des Films hätte er die ersten 30 gut herauskürzen können. Und auch der so lange aufgebaute dramaturgische Höhepunkt enttäuscht: Etwas mehr als eine Kopie des Finales von „2001“mit ein paar psychedelischen Effekten, einem „himmlischen“Postkarten-Paradies und einem Außerirdischen, der in menschlicher Form erscheint, um uns nur nicht zu sehr zu erschrecken, hätte er sich schon einfallen lassen müssen. Sehenswert ist „Contact“nur wegen des Mittelteils mit seinen Spekulationen darüber, was wir täten, wenn uns E.T. in der nächsten Woche eine Botschaft schicken würde. (hip) Schauburg, City, UT-Kino, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Apollo (Whv)
D
Das dreckige Dutzend USA 1966, R: Robert Aldrich, D: Lee Marvin, Ernest Borgine, Charles Bronson, John Cassavetes
„Mit den Jahren hat „The Dirty Dozen“seinen Platz neben Aldrichs anderem kommerziellen Klassiker „The Magnificent Seven“erobert. Die Gewalt, die damals liberale Kritiker so empörte, blieb intakt. Aldrich baut „Wegwerf-Charaktere“ohne Vergangenheit und Zukunft auf, wenn Marvin eine Gruppe von zum Tode Verurteilten zusammenstellt, sie in eine starke Kampftruppe zusammenschweißt, um schließlich in einem Selbstmordkommando ins von den Nazis besetzte Frankreich führt. Abgesehen vom Teamgeist, den Marvin seiner Bande von Nichtsnutzen einbleut, scheint Aldrich hier gegen alles zu sein: Anti-Militär, Anti-Establishment, Anti-Frauen, Anti-Religionen, Anti-Kultur, Anti-Leben. Aber dieser Nihilismus wird von Aldrichs schierer, rauher Energie überlagert, und sein Humor, der zynisch genug ist, um anzudeuten, das dies alles eh nur ein Spiel ist; ein Spektakel, das nach seinem Publikum schreit.“(Time Out) Gondel, Atelier
E
Ein Amerikaner in Paris USA 1951, R: Vincente Minnelli, D: Gene Kelly, Leslie Caron
„An American in Paris“gilt als eines der besten Film-Musicals. Der Film verdankt seinen Erfolg gleichermaßen der Musik George Gershwins, der Regie Minnellis und der Choreografie Gene Kellys. Handlung und Tanz sind hier raffiniert miteinander verschmolzen. Typisch sind gleich die ersten Bilder des Films, wenn Kellys Morgentoilette choreographisch gestaltet wird; und dies wiederholt sich immer wieder, z.B., bei den Liebesszenen, in denen Dialog und Handlung sich im Tanz auflösen und fortsetzten.“(Reclams Filmführer) Filmstudio
El Lute Spanien 1987, R: Vincente Aranda, D: Imanol Arias, Victoria Abril / Originalfassung mit Untertiteln
„Die Autobiografie von Eleuterio Sanchez, genannt El Lute, beginnt Ende der fünfziger Jahre, als er wegen Mundraub verurteilt werden soll. Er entkommt, überfällt ein Juweliergeschäft, wird festgenommen und gefoltert. Seine Todesstrafe wird in lebenslängliche Haft umgewandelt, doch El Lute flieht und wird zum Volkshelden. Das brilliante Duo Aria/Abril verwandelt den Stoff in eine spannende und leidenschaftliche Odyssee. Vincente Aranda zeigt hier eindrucksvoll, wie El Lute zum Mythos wurde, weil viele Spanier in ihm den Rebellen sahen, der den Kampf gegen die Ordnungskräfte und damit gegen die Diktatur aufnahm.“(Katalog der Mittelmeerfilmtage, München) Schauburg
Ernesto „Che“Guevara, das bolivianische Tagebuch Schweiz/Frankreich 1994, R: Richard Dindo
„Richard Dindo, Spezialist für dokumentarische „biopics“, zeigt eine scheinbar wertfreie Rekonstruktion. Bilder aus dem bolivianischen Urwald, mit Handkamera aufgenommen, sind mit Fotos von damals und Interviews mit Zeitzeugen verschachtelt. So entfaltet sich das subtile Pathos der Spurensuche. Der Regisseur verschwindet in dem Material, das er geschickt und dezent ausbreitet. So entsteht eine an das Dokument gefesselte und fast puritanische Vergegenwärtigung von Geschichte.“(epd-Film) Kino 46
Eskiya – Der Bandit Türkei 1996, R: Yavuz Turgul, D: Sener Sen, Ugur Yücel / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein Film im türkischen Original mit deutschen Untertiteln ist nicht jedermanns Sache. Doch dieser türkische Krimi ist das „Wagnis“wert und eine ähnliche Entdeckung wie einst „El Mariachi“. Bandit Baran, nach 35 Jahren Haft entlassen, kommt nach Istanbul auf der Suche nach seiner großen Liebe und dem Freund, der ihn einst verriet. Doch die überfüllte Metropole verwirrt ihn. Cumali, ein kleiner Gauner, der sich für Al Capone hält, nimmt den Alten unter seine Fittiche. Mag die poetische Geschichte ab und zu in Kitsch abdriften, mögen die Pistolenschüsse eher wie Knallerbsen klingen - „Eskiya“ist eine Reise in eine andere Kultur, die sich lohnt, voller Witz und Charme.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern
F
Face Off – Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage, Gina Gershon
siehe Im Körper des Feindes – Face Off Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne
„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt ERmittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzu schnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei so viel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung bald verloren.“(tip) Gondel
Das fünfte Element Frankreich 1997, R: Luc Besson, D: Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm
„Wie das absolut Böse aussieht, wissen wir nicht. Nur einmal können wir seine Stimme hören. Jedenfalls bedroht es als riesige Feuerkugel die Erde. Das Böse hat einen fiesen Handlanger (Gary Oldman) auf Erden, dem sein Hitlerbärtchen an der Unterlippe klebt. Die Guten sind ein New Yorker Taxifahrer und das fünfte Element. Das ist – logisch – eine Frau. Sie kommt von einem fremden Planeten. Die Außerirdischen in diesem Film sind das Rührendste, was seit E.T. auf der Leinwand zu sehen war. Sie sehen aus wie Rhinozerosse, die aufrecht gehen. Besson hat sich keine Zukunft ausgedacht, er hat einfach die Gegenwart ein wenig weiter getrieben. Zwar können die Autos jetzt durch die Luft fahren, aber Verkehrsprobleme gibt es immer noch. Genau wie Zigaretten – nur daß die jetzt mehr Filter als Nikotin haben. Bessons Film ist ein Märchen, einem Indiana-Jones-Film ähnlicher als Tim Burtons zynischem „Mars Attacks“. Selbst Bruce Willis macht hier eine gute Figur.“(taz) City, Ufa-Palast, Muwi-Filmkunst (Ol)
Funny Games Österreich 1997, R: Michael Haneke, D: Susanne Lothar, Ulrich Mühe
„Michael Hanekes Film dauert 103 Minuten. So lange braucht es, bis zwei adrett in Weiß gekleidete junge Männer eine Familie massakriert haben. „Funny Games“, sagt Haneke, soll mit der Lüge aufräumen, daß Gewalt konsumierbar sei, Klassenziel erreicht. Trotzdem möchte man gerade in diesem Film mittendrin aufstehen und Big Daddys unsterbliche Worte in den Zuschauerraum brüllen: „Riecht ihr nicht den ekelhaften Gestank der Lüge?“. Die Wahrheit ist laut Haneke, daß das Publikum zwischen echter und inszenierter Gewalt nicht mehr unterschieden kann. Um diesem Irrtum abzuhelfen, zeigt er fast nie die Gewalt selbst, sondern das Leiden, das daraus folgt. Bis man schreiend aus dem Kino laufen möchte. Wäre nur unsere Erziehung der Grund für dieses Massaker, könnte man den Film als lächerliche Anmaßung abtun. Aber eben Hanekes Behauptung, das geschehe alles nur für uns, ist eine Lüge. Wo doch unübersehbar ist, welche Erleichterung es für ihn war, endlich der Familie - und das sind wir, das Publikum, - den Garaus zu machen.“(taz) City
Die furchtlosen Vier Deutschland 1997, R: Eberhard Junkersdorf, Jürgen Richter, Michael Coldewey
Bremen wird hier als eine düstere Mischung aus Fachwerkhäusern und futuristischen Fabrikgebäuden dargestellt, in der der tyrannische Wurstfabrikant Dr. Gier herrscht, der die vier Stadtmusikanten mit einem Knebelvertrag dazu zwingt, Werbeliedchen für die Würstchen zu singen, in die ihre tierischen Freunde verarbeitet werden. Sie merken schon, das hört sich kaum noch nach dem Märchen von den „Bremer Stadtmusikanten“an. Dabei beginnt der Film ganz konventionell mit dem „es war einmal“einer Erzählerstimme und den vier Viechern, die von ihren Besitzern geschlachtet, ausgestopft oder eingeschläfert werden sollen und sich mit dem Satz „Etwas bessres als den Tod finden wir allemal“zusammen auf die Reise nach Bremen machen. Esel Fred, Hund Buster, Katze Gwendolyn und Hahn Tortinelli sind in schönster Disney-Tradition menschelnde Tierfiguren und ganz traditionell mit dem Bleistift gezeichnet. Der Bruch erfolgt dann zugleich stilistisch und erzählerisch. Denn während plötzlich computeranimierte Stahlwesen und Maschinen wie aus dem „Terminator“neben den netten Tierchen auftauchen, finden wir unsere furchtlosen Vier plötzlich in einer Horrorgeschichte mit finsteren Verliesen und einem nach dem Vorbild von Dr. Mabuse gezeichneten Superfiesling wieder. Diese Brüche sind viel zu grob und dunkel für das kindlichen Zielpublikum. Am Schluß erschrecken die Tiere zwar übereinandergestellt die Bösewichte wie im Märchen, aber entschieden wird die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse dann ganz modern und banal dadurch, daß die Katze die Fernbedienung des Konzernchefs in die Tatze bekommt. (hip) Ufa-Palast, Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Passage (Del)
G
Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R:Peter Cattaneo, D:Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy
„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubrigen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter
Good Man, Good Women Taiwan 1996, R: Hou Hsiao Hsien, D: Annie Shizuka / OPriginalfassung mit Untertiteln
„Der Autor von „Der Meiaster des Puppenspiels“läßt in seinem Film, der mehr Musikkomposition als Erzählung ist, drei verschiedene Zeitebenen in einer abstrakten Choreographie aufeinanderprallen.“(Le Monde) Kino 46
Die Göttliche USA 1984, R: Sidney Lumet, D: Anne Bancroft, Ron Silver, Carrie Fisher
„Eine todkranke Frau in NY äußert als letzten Wunsch, Greta Garbo persönlich kennenzulernen. Ihr Sohn setzt unter Preisgabe seiner Ehe und Stellung alles daran, diesem Wunsch zu entsprechen und gewinnt dabei an Selbstbewußtsein. Liebevolle Hommage an das große Hollywood-Kino, verbunden mit der Schilderung einer warmherzigen Mutter-Sohn-Beziehung. Kinounterhaltung mit Tiefgang, deren tragische Aspekte jedoch manchmal ins Rührselige abgleiten. Durch die ausgezeichnete Hauptdarstellerin und die leichthändige Behandlung des Themas dennoch weit über dem Gros des Genres.“(Lexikon des internationalen Films)Atelier
H
Hard Core Logo Kanada 1996, R: Bruce Mcdonald, D: Hugh Dillon / Originalfassung mit Untertiteln
„Rock'n'Roll Movie Fake-Doku über eine kanadische Punkgruppe. Die in Vancouver beheimatete Band „Hard Core Logo“aus den 80ern überlebte die anderen West-Coast-Punk-Bands. 1990 veranlaßt sie der Erfolg eines Benefizkonzerts zu einer letzten Tournee. Auf der Bühne verstehen sie sich prächtig, doch im wahren Leben kommt es zu den alten Querelen.“(Bremer) Kino 46
187 – eine tödliche Zahl USA 1997, R: Kevin Reynolds, D: Samuel L. Jackson, John Heard, Kelly Rowan
„Vom Wasser würde „Waterworld“-Regisseur Kevin Reynolds sich in seinem nächsten Film fernhalten, das war klar. Sein High-School-Drama „187“– der Titel bezieht sich auf den Polizeicode für Mord – präsentiert sich als diskussionswerte Mischung aus „Dangerous Minds“und „Ein Mann sieht rot“. Der New Yorker Lehrer Trevor Garfield (Samuel L. Jackson) wird von einem Schüler niedergestochen. Er überlebt und zieht nach Los Angeles, doch seine Leidenschaft fürs Unterrichten hat einen argen Knacks bekommen. Auch in der Klasse, die er vertretungsweise übernimmt, gerät er mit einem Schüler aneinander: Benny, dem Anführer einer Straßengang. Reynolds wählte mit Bedacht die Figur eines Lehrers, der irgendwann ausrastet, der nicht mehr Opfer sein will. Sein Film sei kein Plädoyer für Selbstjustiz, doch es wird nie richtig deutlich, was der Regisseur eigentlich vermitteln will.“(TV-Spielfilm) City
I
Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage, Joan Allen, Gina Gershon
„Gleich in der ersten Viertelstunde zündet Regie-Virtuose John Woo ein Action-Feuerwerk, das die Leinwand förmlich explodieren läßt. Was bei anderen Produktionen ein abendfüllendes Spektakel ergeben hätte, dient ihm allein zur Exposition seiner bizarren Story. Hongkong-Veteran Woo („The Killer“) ist hier auf der Höhe seiner Kunst. Sein dritter amerikanischer Film funktioniert nicht nur als pyrotechnisches Knallbonbon, sondern auch als psychologisches Duell – unterstützt von brillanten Hauptdarstellern. Die schizophrene Atmosphäre sowie die starken Charaktere machen den ewigen Kampf Gut gegen Böse zum Kern eines meisterhaften Melodrams. Den Alptraum, in der Haut des meistgehaßten Feindes zu stecken, erzählt John Woo konsequent zu Ende. Dabei nutzt der Regisseur Elemente seiner früheren Filme und inszeniert glänzend choreographierte Todesballette von makabrer Eleganz.“(Bremer) Ufa-Stern, City, Passage (Del), Muwi-Filmkunst (Ol)
J
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
K
Kolya Tschechien/Großbritannien 1996, R: Jan Sverak, D: Zdenek Sverak, Andrej Chalimon
„Garantiert überlegen in Hollywood schon etliche Produzenten fieberhaft, welchen ergrauten Superstar – Robert Redford? Jack Nicholson? – sie für ein Remake von „Kolya“begeistern könnten. Gefragt, worum es in der oscar-prämierten Tragikomödie aus Tschechien eigentlich geht, würden sie dann vermutlich im typisch knappen Hollywood-Jargon antworten: „Green Card“meets „Kramer gegen Kramer“. Der wegen politischer Mißliebigkeit kaltgestellte Prager Cellist Frantisek läßt sich auf eine Scheinehe mit einer Russin ein. Als seine Gatin in die BRD rübermacht, hat der Kinderhasser und notorische Casanova plötzlich ihren fünfjährigen Sohn Kolya am Hals. Die Tränendrüse wird nicht strapaziert, dennoch trifft der Film mitten ins Herz. Ohne billige Effekte und mit viel Humor. Ein echtes Juwel.“(Cinema) City
L
Las Cartas de Alou Spanien 1990, R: Montexo Armedarix, D: Mulie Jarju, Eulalia Ramon / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Mit einer Gruppe afrikanischer Bootsflüchtlinge kommt auch der junge Senegalese Alou nach Spanien. Als billige Arbeitskraft verdingt er sich zunächst in den Obstplantagen von Almeria. Von dort reist er Richtung Katalonen. Doch die Reise gerät zur Irrfahrt: Immer wieder wird er ausgeraubt und betrogen. Alou lebt, wie man als Illegaler in einer Gesellschaft leben muß, in der man unerwünscht ist, und doch spricht aus den Briefen an seine Familie ein ungebrochener Optimismus. „Briefe von Alou“ist der erste Film über Ausländerfeindlichkeit in dem ehemaligen Auswanderungsland Spanien.“(Katalog der Mittelmeerfilmtage, München) Schauburg
Leon – der Profi (Directors Cut) Frankreich 1994, R: Luc Besson, D: Jean Reno, Gary Oldman
„Der knapp 25minütige „Nachschlag“zu „Leon“bringt keine neuen Erkenntnisse über ursprünglich einmal anders gedachte Absichten des Regisseurs. Neben einigen für die Geschichte und das Verständnis eher unerheblichen „§Füllszenen“beschert diese Fassung dem Zuschauer eine lange Sequenz, in der Leon seine kindliche Partnerin zur Killerin ausbildet. Dies ist eine stilistische Entgleisung, deren Entfernung den Film damals verbessert hatte.“(filmdienst) Filmstudio
Les sables mouvants Frankreich/Großbritannien/Deutschland 1995, R: Paul Carpita, D: Daniel San Pedro / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Spaniers, der in den 50er Jahren illegal in die Camarque kommt und dort Arbeit findet. Er freundet sich mit einem jungen Marokkaner an, verliebt sich in ein Waisenmädchen und erfährt die Solidarität mit den Kollegen. Auf der anderen Seite nehmen die Auseinandersetzungen mit seinem Chef immer mehr zu.“(Kommunalkino) Kino 46
Liebesflüstern USA 1997, R: Alan Rudolph, D: Julie Christie, Nick Nolte, Lara Flynn Boyle, Jonny Lee Miller
„Wenn der Handwerker Lucky ins Haus kommt, repariert er häufig mehr als nur Rohre - auch Seelen- und Sexleben der einsamen Hausfrauen brauchen seine sichere Hand. Nur sein Flirt mit der unsicheren Yuppie-Vorzeigegattin Marienne bringt mehr ins Rollen, als Lucky geplant hat. Denn auch ihre jeweiligen Ehepartner begegnen einander. Die Überkreuz-Affären der beiden ungleiche Paare treibt Alan Rudolph (“Choose Me“), schon immer ein Arrangeur unberechenbarer Augenblicke, in eine halb tragische, halb lächerliche Krise: Ans Tageslicht gezerrt werden die ganz alltäglichen Lebenskatastrophen der vier Ehebrecher - und sie summieren sich zu einer melancholischen Rhapsody in Blue.“(Der Spiegel) Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
M
Maboroshi no hikari (Das Licht der Illusionen) Japan 1995, R: Hirokazu Kore-Eda / Originalfassung mit Untertiteln
Das Zeugnis einer Frau, die sich still der Herausforderung des Lebens und des Todes stellt und Liebe erfährt. Mit 12 vJahren verlor sie ihre Großmutter, deren Verlust sie immer noch beschäftigt. „Ich hatte das Glück, Maboroshi zu entdecken, die unglaubliche Einfachheit des Films tauchte mich in eine Flut von Emotionen, ließ mich das Leben und Schicksal einer jungen Unbekannten teilen, einer mir fernen und doch so nahen Frau.“(Jeanne Moreau) Kino 46
Meisterdetektiv Kalle Blomquist lebt gefährlich Schweden 1996, R: Göran Carmback, D: Malte Forsberg, Joesfin Arling
„Ohne Kalle Blomquist, die tapfere Eva-Lotta und den mutigen Anders kommt der Kommissar in dem Mordfall Gren nicht weiter. Ganz zeitgemäß ist der mit Geheimsprache und Holzschwertern geführte Kampf zwischen der Weißen und Roten Rose um den Talisman „Groß-Mummrich“nicht mehr. Die Verfilmung verhält sich mit zaghaften Modernisierungsansätzen zu dem 1951 geschriebene Buch ein wenig unentschlossen. Aber die Geschichten von Astrid Lindgren sind einfach packend.“(tip) UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)
Men in black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino
„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt – also das genaue Gegenteil von Luc Bessons Das fünfte Element. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. In schönster B-Film-Tradition kommt M.I.B. gleich in der ersten Szene zur Sache, wenn die Grenzpolizei in New Mexico einen LKW anhält, voll mit illegalen Einwanderern – „illegal aliens“, wie es doppeldeutig im Englischen heißt, von denen einer tatsächlich ein Außerirdischer ist. Dessen Enttarnung bleibt allerdings zwei plötzlich auftauchenden M.I.B. vorbehalten, die den Grenzverletzer leider erschießen müssen. Da staunen die Grenzpolizisten nicht schlecht, aber nur solange, bis M.I.B.-Agent K. ihr Kurzzeitgedächtnis mit einem Blitz aus seinem Zauberstab löscht. Seit 1962 sind die Aliens unter uns, erfahren wir. Manhattan ist das Tor zu unserer Welt, wo fortwährend intergalaktische Flüchtlinge eintreffen. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst dieser Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsbeschränkungen ausspricht und Kriminelle jagt.“(epd) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lindenhof (Wildeshausen
Michel bringt die Welt in Ordnung Schweden 1972, R: Olle Hellbom, D: Jan Ohlsson, Lena Wisborg
Zweite Fortsetzung der lustigen Kinderfilme über die Erlebnisse und Streiche des kleinen Michel. Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Serie durfte auch mal eine Reihe von Filmen über ein frechen Jungen drehen. Das Buch stammt natürlich von Astrid Lindgren. Kino 46
N
Nils Karllson – Däumling Schweden 1990, R: Staffan Götestam, D: Oscar Löftkvist, Jonathan Lindhoff
„Ein kleiner Junge, der sich zu Hause langweilt, freundet sich mit einem Däumling an, der im Mauseloch unter seinem Bett wohnt. Durch Zauberkraft wird er genauso klein wie sein neuer Freund, und gemeinsam trotzen sie einer bedrängenden Maus. Ganz auf die Gefühlswelt kleiner Zuschauer zugeschnittenes Märchen, das sie weder mit überbordener Technik noch mit Konzessionen an ein erwachsenes Publikum überfordert.“(Lexikon des internationalen Film) Ufa-Palast
O
One Night Stand USA 1997, R: Mike Figgis, D: Wesley Snipes, Nastassja Kinski, Robert Downey Jr.
„Was laut marktschreierischer Verleih-Werbung ein „brisanter Erotik-Thriller über die unkontrollierbare Macht sexuellen Verlangens“ist, entwickelt sich unter der einfühlsamen Regie von Mike Figgis („Leaving Las Vegas“), der auch wieder die Musik schrieb, zur glaubwürdigen Beschreibung einer Identitäts- und Ehekrise. Exakte Beobachtungsgabe und glänzende Schauspielerführung sorgen dafür, daß die Geschichte nie im Sumpf der Klischees versackt. Denn was man aus ähnlich gelagerten Filmen kennt und erwartet, geschieht hier nicht. Das ursprüngliche Drehbuch von „Basic Instinct“-Autor Joe Eszterhas wurde von Mike Figgis selbst noch einmal kräftig überarbeitet.“(Dorothee Lackner) UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos / Orginalfassung ohne Untertitel
Oscar Wilde Großbritannien 1997, R: Brian Gilbert, D: Stephen Fry
Eine filmische Biographie des berühmten Dichters, Dandies und Schwulen. Aufstieg und Fall und dazu einige seiner witzigsten Sprüche, und all das sehr geschmackvoll und mit Pfiff inszeniert. Aber der Film wäre nicht viel mehr als ein weiteres „Biopic“mit allen Vor- und Nachteilen des Genres, wenn Stephen Fry hier nicht die Rolle seines Lebens gefunden hätte. Der englische Schauspieler und Schriftsteller ist eine ähnlich schillernde und exzentrische Persönlichkeit wie Wilde. Wenn ihm die Kritiken zu einem seiner Theaterauftritte nicht passen, verkriecht er sich schon mal heimlich nach Paris, und alle englischen Medien rätseln tagelang, ob und wo er wieder auftauchen wird. Er brauchte für diese Rolle also kaum zu schauspielern, und doch wird in London schon heftigst spekuliert, ob er nicht der nächste Engländer ist, der seinen amerikanischen Kollegen einen Oscar wegschnappt. (hip) Europa
P
Po di sangui (Der Blutbaum) Guinea-Bissau 1996, R: Flora Gomes, D: Ramiro Naka / Originalfassung mit Untertiteln
„Der Blutbaum“ist eine Geschichte von mystisch magischer Realität und erzählt vom Untergang und der Auferstehung einer kleinen afrikanischen Dorfgemeinschaft. Damit will Flora Gomes den Platz des Menschen im Universum und in der natürlichen Ordnung der Dinge aufzeigen.“(The Reporter) Kino 46
S
Salut Victor Kanada 1989, R: Anne Claire Poirier / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Philippe kommt ins Altersheim, um sein letztes Lebenskapitel abzuschließen. Victor kommt dazwischen. Aus der anfänglichen Ablehnng entwickelt sich langsam Vertrauen. Der offensive Victor, der offen mit Philippe über seine Homosexualität spricht, bringt den Eisberg im Inneren von Philippe zum Schmelzen. Eine Freundschaft beginnt.“(Kommunalkino) Kino 46
Scream – Der Schrei USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Skeet Ulrich, Dew Barrymore
„Wes Cravens Horrorfilm ist schon jetzt legendär: für Drew Barrymores kurzen, aber lautstarken Auftritt in der Anfangssequenz, für seinen respektlosen, aber raffinierten Umgang mit dem Genre und dafür, wie er den Zuschauer zum Zuschauer eines Zuschauers im Film macht. Die Zuschauer mögen das. In amerikanischen Kinos sprechen sie bereits ganze Dialogpassagen laut mit.“(Der Spiegel) Filmstudio, Ufa-Palast, UT-Kinocenter
Shooting Fish Großbritannien 1997, R: Stefan Schwartz, D: Stuart Townsend, Dan Futterman, Kate Beckinsale
„Sie sind zwei Waisen und wollten immer ein Zuhause. Nicht irgendeines in der Vorstadt, das aussieht wie 50 andere daneben, nein, es soll schon ein richtiger Palast sein. Keine Chance, vermitteln die Erzieher den Kindern, weder Träume noch ein Bankkonto sind ihnen erlaubt. Wie sie sich beide erhalten und erwerben, ist die Geschichte von „Shooting Fish“, einer Mischung aus britischem Aufstiegstraum und sanfter, romantisierender Komödie a la „Vier Hochzeiten ...“, die so amüsant und leicht daherkommt, daß man dem Film gar nicht böse sein kann.“(epd-Film) UT-Kinocenter
Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal
„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddah in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann. Wohl kaum einer wird aus dem Kino gehen ohne Hesses Botschaft begriffen zu haben, daß es keinen sicheren Weg zur Wahrheit gibt, daß suchen heißt, nicht zu finden, und daß „alles auf dem Rad des Lebens wiederkehrt“. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel; einer Liebesgeschichte in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“(Time Out) Atlantis
Spawn USA 1997, R: Mark Dipe, D: Michael Jai White, Martin Sheen
„Schlechte Spezialeffekte – wie in „Spawn“– erinnern an öde Videospiele. Dabei versprach die Story dieser Comic-Verfilmung spaßigen Trash: Nachdem ihn sein Boß buchstäblich zur Hölle geschickt hat, paktiert CIA-Killer Al Simmons mit dem Teufel. Beim Weltuntergang soll Al die Armee des Satans führen, bis dahin darf er als Zombie-Superheld Spawn (=“Ausgeburt“) ins Diesseits zurück. Den einfallslosen Höllenvisionen geht die Luft ebenso schnell aus wie dem aufgedunsenen „Clown“, einem Dämon, der Spawn mit leuchtenden Fürzen und albernen Witzen quält.“(TV-Spielfilm) Ufa-Stern
Das Spiel ist aus Frankreich 1947, R: Jean Delannoy, D: Micheline Presle, Marcel Pagliero
„Irgendwo in einer faschistischen Diktatur: Eve, eine Dame der oberen Gesellschaft, ist von ihrem ehebrecherischen Mann vergiftet worden; Pierre, ein Vorarbeiter und Anführer der Revolutionäre, ist aus dem Hinterhalt von einem rachsüchtigen Poliziespitzel erschossen worden. Beide treffen sich im Totenreich und erhalten von einer mysteriösen Registraturdame wegen eines Buchungsfehlers die Chance, unter die Lebenden zurückzukehren, wenn sie binnen 24 Stunden die ihnen vorherbestimmte Liebe zueinander verwirklichen. Unüberwindliche Hindernisse stellen sich ihnen in den Weg. Sie können nicht mehr eins werden und müßen zurück zu den Toten. Delannoy hat das von Jean-Paul Sartre als Filmerzählung konzipierte Originalmauskript meisterhaft und getreu dem existentialistischen Vorwurf inszeniert“(Lexikon des internationalen Films) Cinema
Swaham Indien/Kerala 1994, R: Hamilton Luske, Glyde Geronimi, Wilfried Jackson
„In einem kleinen Dorf in Südindien verdient eine vierköpfige Familie mit einem Kaffeeladen ihr tägliches Brot. Bis der Vater bei einem Unfall ums Leben kommt. Die einst beglückende Harmonie bricht jäh auseinander. „Swaham“ist eindeutig der schönste Film des Festivals von Cannes.“(Positif) Kino 46
T
Tango Lesson Großbritannien 1997, R: Sally Potter, D: Sally Potter, Pablo Veron
„Eine englische Filmregisseurin und ein argentinischer Tangotänzer verlieben sich und treffen ein Abkommen: Er lehrt sie tanzen, sie macht aus ihm einen Filmstar. Die Erfüllung dieses Abkommens führt zu Differenzen, und die beiden müssen lernen, ihre Rollen als Mann und Frau zu sprengen, damit ihre Liebe Bestand hat. Sally Potters formal ungewöhnlicher, innovativer Film schildert in dichten Metaphern den Prozess einer Auseinandersetzung zwischen zwei Individuen jüdischer Herkunft und reflektiert tiefgründig über Liebe, Tanz, Film und die menschliche Existenz.“(Zoom) Cinema, Casablanca (Ol)
U
Un lugar en el mundo (Ein Ort in dieser Welt) Argentinien 1992, R: Adolfo Aristarain, D: Jose Sacristan / Originalfassung mit Untertiteln
„Ernesto kehr in das Bergdorf seiner Kindheit zurück. Intensiv sind seine Erinnerungen: an die erste Liebe, an die Eltern, die Abenteuer mit seinem Freund Hans. Dieser universelle Film ist berauschend, stimmig und bewegend: es spricht von allem, was das Salz der Erde ausmacht.“(Pariscope) Kino 46
V
Via a ninguna parte Spanien 1996, R: Fernando Fernan Gomez, D: Jose Sacristan, Laura Del Sol / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Die Chronik einer Wanderschauspielerfamilie beginnt mit der Geburt des Gründers in einem Karren und endet mit dem Erzähler, der seinen Lebensabend in einem Altersheim fristet. Er erinnert sich an die Zeit, als er über die Dörfer Kastiliens tingelte und alles mit seinen Kollegen teilte: Liebesabenteuer, Hunger und Elend, die Wut auf die Konkurrenz des Kinos und einen ständigen Begleiter: den Traum vom großen Erfolg.“(Katalog der Mittelmeerfilmtage, München) Schauburg
W
Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem. Florianne Daniel
"Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksale er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“erinnert. Krankenschwester Laura, die Übersetzerin Rebecca, Skilehrer Marco, Filmvorführer Rene und der Bauer Theo leben in einer kleinen Stadt in den Bergen. Ein mysteriöser Autounfall bringt das folgenreiche Personenkarussel in Gang. Unterstützt von brillanten Darstellern gelingt Tykwer das Kunststück, intellektuelles europäisches „Kopfkino“mit sinnlicher Emotionalität zu verbinden. Ein kleines Kunstwerk, in ruhigen, eleganten Bildern inszeniert.“(TV-Spielfilm) Gondel, Schauburg, Apollo, Wall- & Ziegelhof-Kinos (Ol)
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