: Entwürfe
In was für Hamburger Zeitung' du auch guckst: überall de Entwürfe für das neue Henning-Voscherau-Monument, die ganz demokratisch vonne Basis diskutiert werden solln. Und steht das ja nu fest, daß inne Hansestadt vonne Bürger entschieden werden soll, in sonne Art Volsbegehren oder Volsentscheid, was für ein Entwurf auffen Sockel soll. Mein Stammkunde, Studienrat Arnold, findet das nu überhaupt nicht gut: „Der Geschmack der breiten Masse ist nun mal trivial“, sagt er, „Sie wissen doch selbst, daß es nicht die qualitativ hochwertigsten Presseerzeugnisse sind, die am meisten verkauft werden.“Naja, Herr Arnold ist ja F.D.P.-Wähler und aus diesen Grund inne letzte Zeit ziemlich gefrustet, so daß er auf alles und jedes rumhackt. Also, wenn ich ehrlich sein soll, ich find de 4 Entwürfe, die vonne eingereichte 129 Modelle übriggeblieben sind, auch nicht grade berauschend: Zun Beispiel Entwurf Nr.1 ist ne Fliegenklatsche und hat de Ausmaße von ein Fußballfeld. Diese Klatsche soll nu bedeuten, daß Herr Voscherau als das personefezierte Instrument angesehen werden muß, das gegen Ungeziefer aller Art wirksam wird. Ich find, das ist ein Sümbol, daß der einfache Mensch vonne Straße überhaupt nicht versteht. Oder würdest du bei den Anblick vonne Fliegenklatsche – und mag sie noch so groß sein – auf Herr Voscherau komm'? Und ist dieser Entwurf wohl eher wass für Intellektuelle, die überall an ruminterpretiern müssen. Der zweite Entwurf ist ziemlich natürlich geraten und zeigt Herr Voscherau mit ein' Besen inne Hand, der der berühmte EISERNE BESEN sein soll, der jede Art von Schiet und Dreck wegfegt. Aber irgendwie sieht dieser EISERNE BESEN aus wie ein ganz normaler Feger. Findet mein Stammkunde, der Zahnarzt Dr.Raffler, auch: „Der Anblick läßt mich an die vom Sozialamt eingesetzten städtischen Hilfskräfte denken, die für 2.- Stundenentgeld die Anlagen laubfrei halten.“Und Jungunternehmer Aschler: „Der Doppelgänger dieser Denkmalsfigur ist bei der Gebäudereinigungsfirma beschäftigt, die meine Büros sauberhält.“Der dritte Entwurf ist – für mich jedenfalls – total indiskutabel, weil er abstrakt ist. Er sieht aus, als wenn 2 PKWs mit 195 Sachen frontal auffenandergenagelt sind, aber er kann eben alles bedeuten: die Haushaltslage von unsen Staat ebenso wie de Stadtgöttin Hammonia, nachdem sie durch ein' Stäiker gezogen worden ist. Klar, man kann diesen Kunstwerk bei Bedarf ja jedesmal –n neuen Nam' verpassen, das ist ein Vorteil, aber an– pfiffigsten find ich immer noch de Lösung, die der neue Bürgermeister, Herr Runde, vorgeschlagen hat. Daß man nämlich de Köppe vonne alten Kaiser-Wilhelms-Denkmäler: soll man absägen und dafür Herr Voscherau sein' Kopp raufschweißen! Also, erstmal spart das ja wirklich enorm und erkennt man gleich de Handschrift von ein' ehemaligen Finanzsenator. Und zweitens macht Herr Voscherau sich voll gut in Uniform.
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