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„Lehrer sind keine Faulpelze“

■ Schule in der Vahr erprobt ein neues Arbeitzeitmodell für LehrerInnen

Seit gut acht Wochen läuft der Unterricht in der Schule in der Vahr anders. Ab dem neuen Schuljahr testet das Kollegium ein neues Arbeitszeitmodell und neue Unterrichtsorganisation. Dieser Versuch ist einmalig in Bremen. „Endlich bewegt sich was“, freut sich Schulleiterin Petra Perplies.

Grundpfeiler ist eine garantierte Betreuung der SchülerInnen über vier Stunden neben dem Unterricht. Außerdem wurden die 45-Mintuten-Stunden abgeschafft. In der Vahr wird im Block von 90 Minuten unterrichtet Neue Vermittlungsformen für diese Zeit zu finden, ist eine Herausforderung an das LehrerInnen-Team (Durchschnittsalter: 51 Jahren). Einmal in der Woche müssen alle über Mittag in der Schule für Konferenzen, Elterngespräche oder Diskussionen zur Verfügung stehen.

„Unsere Betreuungswerkstatt ist ein Knüller“, meint Schuleiterin Perplies. Die Eltern seien begeistert, daß ihre Kinder garantiert vier Stunden in der Schule neben dem Unterricht beaufsichtigt sind. Damit sollen bei Krankheit ausfallende Stunden aufgefangen werden. Aber auch zusätzlicher Unterricht und Förderung der Kinder in unterrichtsfreier Zeit wird möglich. Dafür wurde eigens Unterrichtsmaterial angeschafft. Eine zusätzliche Angestellte trainiert mit ausgewählten Kindern Wahrnehmung und Konzentration.

Für den Versuch hat der Senator für Bildung zusätzlich Stunden zur Verfügung gestellt. Die LeherInnen sind verpflichtet, genau Buch über Art und Weise sowie den Umfang ihrer Arbeitszeit zu führen.

Vier weitere Schulen haben ähnliche Versuche wie in der Vahr bei der Bildungsbehörde angemeldet. Dies krititisert die GEW. „Einige Schulen wollen durch Schulversuche mehr Stunden zugeteilt bekommen“, meint Jürgen Burger, Sprecher der GEW. Mit der umstrittenen Erhöhung der Lehrerarbeitszeit um zwei Stunden im letzten Schuljahr, so Burger, ist einer Kooperation mit der Behörde die Grundlage entzogen worden. „Wir haben die Schulen darauf hingewiesen“, so Burger, „ wenn sie jetzt mit Vergünstigungen einen Schulversuch durchführern, können sie später gezwungen werden, den Versuch umzusetzen, allerdings ohne die Vergünstigungen.“Dagegen hält die Sprecherin der Bildungssenatorin: „Die GEW verunsichert die LehrerInnen. Sie hat sich von der Suche nach Schulalternativen verabschiedet.“Welche Konsequenzen die Bildungsbehörde ziehen will, entscheide sich erst, wenn der Versuch in der Vahr in einem Jahr ausgewertet sein wird.

Schulleiterin Perplies, steht fest zu dem Test an ihrer Schule: „Wir haben etwas bewegt. Wir haben Schule wieder öffentlich gemacht. Wir wollen nachweisen, das LehrerInnen keine Faulpelze sind.“

Thomas Schuamcher

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