Nachgefragt: Hollerland: Hände weg
■ BUND will Bebauung verhindern
Jetzt hat sich auch der BUND in die Diskussion um das Hollerland eingeschaltet. Wie berichtet, möchte die CDU das Naturschutzgebiet Westliches Hollerland bebauen. Bausenator Bernd Schulte (CDU) möchte eine Straße durch das Gebiet führen. Dies, so sagt Peter Müller vom BUND, ist rechtlich zur Zeit gar nicht möglich. Der Bausenator könnte das Hollerland nur mit Hilfe einer breiten politischen Mehrheit in der Bürgerschaft angreifen. Für den Fall, daß das Hollerland tatsächlich bebaut werden sollte, kündigt der BUND rechtlichen Widerstand an.
taz: Welche Verkehrsbelastungen kommen auf die BorgfelderInnen zu?
Peter Müller, BUND: Im Bereich Lilienthal und Borgfeld, besonders in Borgfeld-West, sind weitere Wohnbebauungen und Gewerbeansiedlungen geplant. Dies verursacht möglicherweise mehr Verkehr.
Wie will die Planung dem begegnen?
Die Straßenbahn Linie vier soll von Bremen nach Lilienthal geführt werden. Aber die BürgerInnen haben Angst, der Straßenbahnbau würde die Lilienthaler Heerstraße verengen. Den vermeintlichen Stau will der Bausenator dann über die heißdiskutierte Straßentrasse durch das Hollerland ableiten.
Das klingt logisch.
Ist es aber nicht. Denn trotz des Straßenbahnbaus bleibt die Hauptstraße durch Borgfeld vierspurig, wie heute auch. Sie wird nur etwas enger, die Autos können nicht so einfach durchbrettern. Zusätzlich werden sensible Knotenpunkte, wie zum Beispiel der Autobahnzubringer Horn, erheblich erweitert. Die Straße kann auf die Kapazitäten flexibler reagieren. Durch geschickte Ampelschaltung und im Zusammenspiel mit der neuen Straßenbahn, kann das mögliche Mehr an Verkehr effektiver geleitet und verteilt werden.
Ist das nicht widersprüchlich?
Ja, aber es ist so organisierbar. Außerdem steht ja noch gar nicht fest, ob und wie das Verkehrsaufkommen überhaupt zunimmt. Die Straßenbahn soll ja gerade den Zuwachs auffangen.
Besteht durch die Stadtentwicklung Borgfeld-West eine Beeinträchtigung des Naturschutzgebietes Hollerland?
Der BUND ist über den Flächenverbrauch durch den Wohnungsbau nicht begeistert. Aber durch Borgfeld-West wird das Hollerland nicht beeinträchtigt.
Welche Probleme gibt es, wenn die Lilienthaler Umgehungstraße das Hollerland durchschneidet?
Das Hollerland ist naturgesetzlich auf Landes-, Bundes- und Europaebene abgesichert. Eine Bebauung ist nicht möglich. Denkbar wäre, durch einen mehrheitlichen, politischen Beschluß auf Landesebene, das Hollerland als Naturschutzgebiet zurückzunehmen. Diese Mehrheit sehe ich nicht. Die Bundes- und Europaebene kann der Baussenator nicht umgehen. Und nur um dem Senator einen Gefallen zu tun, werden die geschützten Vögel aus dem Hollerland nicht wegfliegen.
Nun sagen aber einige Stimmen in der CDU, das Hollerland wäre ökologisch gar nicht so wertvoll.
Das ist Quatsch. Wer das behauptet hat keine Ahnung. Der Umweltsenatorin liegt ein Gutachten vor, indem der ökologische Wert als für Bremen sehr hoch festgelegt ist. Der BUND jedenfalls wird alle Möglichkeiten ausnutzen, das Hollerland als geschütztes Gebiet zu verteidigen.
Fragen: Th.Schumacher
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen