piwik no script img

Von Adlern, Engeln und Panthern

■ American Football in Hamburg: Die Blue Devils - und die anderen Von Edwin Feindt

Was der FC St. Pauli und der HSV beim Fußball seit Jahrzehnten praktizieren, scheint beim American Football nicht möglich zu sein: die Koexistenz zweier großer Vereine in Hamburg. Als die Silver Eagles nach ihrer Gründung 1988 zum Steilflug abhoben, tauchten die legendären Hamburg Dolphins unter im Meer des Vergessens.

Nun ereilte die Überflieger ein ähnliches Schicksal. Nach der Gründung der Blue Devils 1992 durch Ex-Eagles-Manager Axel Gernert stürzten die Silbervögelchen trotz sportlicher Erfolge – als erstes Hamburger Team nahmen sie teil an den Playoffs zur Deutschen Meisterschaft 1993 – ab: Vor einem Monat wurde der Konkursantrag beim Amtsgericht eingereicht, die Mißwirtschaft zweier unfähiger Präsidenten hinterließ einen Schuldenberg von über 110.000 Mark.

Nun gehört Gernerts Teufeln die Stadt, zumindest in Sachen Football. Und nach dem umstrittenen Quereinstieg in die 1. Bundesliga bewiesen die Blue Devils, daß sie nicht nur im selbstgezimmerten Olymp namens „Football League of Europe“ erfolgreich sind. Im ersten Punktspiel am vorigen Sonnabend hielten sie dem Angriff des amtierenden Deutschen Meisters, Düsseldorf Panthers, mit einem sensationellen 21-21-Unentschieden stand.

Der nächste Härtetest erfolgt morgen: Um 19 Uhr ist im Volkspark-Stadion Kickoff zum Match gegen die Munich Cowboys. Bereits ab 18 Uhr soll die Football-Party auf der Nord-Tribüne starten: Neben der Hip-Hop-Combo „Full Force“ werden die Cheergirls Blue Angels mit einer neuen Show für die richtige Stimmung sorgen. Trotz des 53:30-Sieges vor zwei Jahren über den damaligen Deutschen Meister mag Axel Gernert keine Prognose abgeben: „Beide Mannschaften sind völlig neu formiert, deshalb ist alles offen.“

Bei der dominierenden Medien-Präsenz der Blue Devils geht völlig unter, daß im Hamburger Verband etwa 800 aktive SportlerInnen in 11 Vereinen organisiert sind, darunter das einzige Frauen-Team Norddeutschlands, die Maniacs. Doch von der Auflösung der Silver Eagles profitierten vor allem die in Schleswig-Holstein ansässigen Northern Viking, wo die meisten Spieler ein neues Nest fanden. Ein Team mit Zukunft sind die neugegründeten Wild Huskies, die ihre Spiele auf dem Sportplatz Steinwiesenweg in Eidelstedt austragen (13. Mai, 15 Uhr). Ihr Ziel ist der Durchmarsch von der 4. Liga (Oberliga Nord) in die 2. Bundesliga.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen