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■ StandbildNoch mal, Papa

„Glasklar“, Di. 21.35 Uhr, BR, „Boulevard Bio“, 23 Uhr, ARD

Da freut sich der Bajuware, konsultiert den Kühlschrank und öffnet ein Weißbier. Erst der Stoiber im Fernsehen, bei dem Dings, na, Gottlieb, dem Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens. Und später noch der Waigel beim Bio. Ein christsoziales Doublefeature, und weil es nur noch 299 Tage sind bis zur Landtagswahl, schaumermal wie's so ausschaun. Eingedenk der großen Sommerinterviewpleite des Ekkehard Mayr-Bülow, der vor lauter Kopfnicken die Amtsmüdigkeit des Bundesfinanzministers überhörte, sind Politikergespräche im BR eine hervorragende Quelle. Könnte ja sein, daß Stoiber etwas Brisantes sagt, aber Gottlieb merkt's nicht, und morgen hätten wir's dann exklusiv. Aber beim BR ist wieder Routine eingekehrt: Gottlieb fragt 30 Sekunden lang, währenddessen angedeutet nickend oder kopfschüttelnd um des Landesvaters Zustimmung heischend, und Stoiber antwortet mindestens drei Minuten lang. Etwas später der innerparteiliche Rivale bei Biolek. Bio könnte glatt BR-Chefredakteur werden, wie er so dasitzt und kopfnickt. Kritische Fragen sind hier ohnehin nicht zu erwarten. Vielmehr interessiert der Mensch Waigel, der natürlich Stoiber mit keinem Wort erwähnt, genausowenig wie dieser vorher ihn. Waigel ist von seiner Irene auf Diät gesetzt worden und räumt endgültig mit dem Vorurteil auf, Politiker würden im Fernsehen keine Märchen erzählen: „Peterchen, stille, stille / Der Mond trägt eine Brille / Ein graues Wölkchen schiebt sich vor / und setzt sich leis' auf Nas' und Ohr / Peterchen, stille, stille“, deklamiert der Minister getragen. „Noch mal, Papa!“ pflegt an dieser Stelle Waigels Sohn zu rufen, und fast scheint's uns, Bio täte das auch, so andächtig sitzt er da. Stefan Kuzmany

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