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Keine Lust auf Verteilungskämpfe

■ betr.: „Immer mehr Unistreiks, noch weniger Bafög“, taz vom 21. 11. 97

Schade, daß auch die taz offensichtlich davon überzeugt ist, nur PolitikerInnen und HochschulpräsidentInnen hätten etwas Wesentliches zu sagen. Die Studierenden kommen vor allem als Masse („1.000 Studierende in Bonn“) vor.

Dabei sitzt Ihr dem Irrtum auf, daß die Interessen von Studierenden und anderen Hochschulangehörigen identisch sind. Das wäre ja vielleicht richtig, wenn es nur um die direkten Gelder für die Unis ginge, wie Ihr schreibt. Mindestens eine weitere Rolle spielt aber die Forderung nach Demokratisierung der Hochschulen, wo das neue Hochschulrahmengesetz den Wirtschaftsbetrieb Uni als Aktiengesellschaft oder GmbH favorisiert, und eben einer ausreichenden sozialen Sicherung für die Studierenden. Dazu kommt, daß viel mehr Studierende, als Ihr glaubt, den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Sozialabbau und Bildungsklau sehen und keine Lust mehr haben, Verteilungskämpfe auf dem Rücken der sozialen Gruppen zu führen, die sich noch weniger wehren können.

All das sind Themen, die HochschulpräsidentInnen und ProfessorInnen bisher kaum zur Solidarität mit „ihren Studis“ angehalten haben – und wohl auch heute nicht würden. Die Aufgabe der jetzigen bundesweiten Streikwelle muß sein, diese unterschiedlichen Forderungen zu verknüpfen und sich eben gerade nicht mit einem Rahmenfinanzierungsplan der Hochschulen für die nächsten vier, fünf Jahre abspeisen zu lassen. Wäre schön, wenn die taz dem Thema einen entsprechenden Platz einräumen würde – vielleicht würde sie dann auch wieder an mehr WG-Tischen gelesen. Lucky Streik! Sonst nix! Andreas Streim, Trier

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