: Sozialhilfe: Bremen an der Spitze
■ Ein Drittel aller Sozialhilfeempfänger sind unter 18 Jahren alt
Bei der Zahlung von Sozialhilfe ist Bremen im Vergleich zu 14 anderen Städten Spitze. Das ergibt sich aus dem „Kennzeichenkatalog zur Hilfe zum Lebensunterhalt der großen Großstädte Deutschlands“, den Sozialsenatorin Tine Wischer (SPD) gestern vorgestellt hat. Rund 350 Millionen Mark gibt die Stadt Bremen jährlich für Sozialhilfe aus. Das sind 637 Mark pro Kopf. Hamburg, im Städtevergleich an zweiter Stelle, zahlt 521 Mark, Düsseldorf 427 Mark und München 287 Mark.
51.015 Menschen lebten am 31. Dezember 1996, dem Stichtag der Untersuchung, die von der Unternehmensberatung Kienbaum begleitet wird, in Bremen ganz oder teilweise von Sozialhilfe. Davon waren 18.331, also knapp ein Drittel, unter 18 Jahre alt. Besonders hoch ist auch der Anteil von 25 bis 34jährigen. Da diese Sozialhilfeempfänger auf dem Arbeitsmarkt aufgrund ihres Alter als vermittelbar gelten, sieht Wischer hierin ein Indiz „für die besonders prekäre Arbeitsmarktlage in dieser Stadt“.
Von den 51.015 Sozialhilfeempfängern gelten nach Angaben Wischer aber nur 6.000 als arbeitsfähig. Die übrigen Sozialhilfeempfänger sind Kinder, Jugendliche, Alleinerziehenden, kranke, ältere, oder behinderte Menschen. Jeder vierte Sozialhilfeempfänger in Bremen ist Ausländer. Mit einem Ausländeranteil von 26,5 Prozent liegt Bremen in der Mitte. In Frankfurt sind fast die Hälfte aller Sozialhilfeempfänger Ausländer (46,7 Prozent). In Leipzig sind es 5,2 Prozent.
Spitze ist Bremen auch bei den Ausgaben für Hilfen zur Arbeit. Knapp 43 Millionen Mark, also 12,3 Prozent der Gesamtkosten, fließen in Hilfsprogramme, die die Sozialhilfe-empfänger wieder in den Arbeitsmarkt eingliedern sollen. Wischer will mittelfristig die BSAG-19 Stellen von 1.000 auf 2.000 verdoppeln. Bislang hätten 150 Sozialhilfeempfänger wieder Arbeit gefunden. Für 17 ehemalige Sozialhilfeempfänger werde kein Lohnkostenzuschuß gezahlt. „Das ist doch ein Erfolg“, so Wischer.
Die Zahl der Haushalte, die mindestens einen Monat lang Sozialhilfe bezogen hat, ist von 1995 bis 1996 auf 2,8 Prozent gestiegen. Damit liegt Bremen zwischen Rostock (17,1 Prozent plus) und Stuttgart (Rückgang von 4,4 Prozent) in der Mitte. Es ist allerdings zu erwarten, daß die Zahl der Sozialhilfeempfänger kräftig steigen wird: Die arbeitslosen Vulkanesen, die keinen neuen Job bekommen, erscheinen erst in der Statistik für Sozialhilfe, nachdem sie Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe bekommen haben. Und das dürfte in etwa einem Jahr der Fall sein. kes
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