■ Standbild: Verfilmter Meiser
„Kino im Kopf“, Montag, 0.10 Uhr, ZDF
Wenn der Tag gegangen und die Tagesration Johnny Walker verputzt ist, sendet das ZDF immer noch. Zum Beispiel „Das kleine Fernsehspiel“. War das nicht mal diese hochambitionierte Reihe, die damals am Abend...? War es. Inzwischen also vom Quotenknüppel in die stockfinstere Nacht hinausgetrieben. Da läßt sich trefflich wettern gegen's Flachwerden von das Medium. Michael Glawoggers Panoptikum von Kopfgeburten aus Volkes Mitte dürfte bei der Debatte gegen den landläufigen Trend indes kaum ein taugliches Argument sein. Die elf Filmphantasien, die er hier seinen per Zeitungsinserat rekrutierten Zeitgenossen entlockt hatte, entpuppten sich als recycelte Kino- und TV-Sehfrüchte. Die Blondine, die offenbar mal einen Greenaway-Film gesehen hatte und mit schwerst schwülem Kannibalen-Sex rüberkam, oder dieser ernst schauende Hobby- Philosoph („Man kann sich sehr wohl darüber im klaren sein, daß einem etwas unklar ist.“ Darauf einen Klaren!). Am erträglichsten waren noch die beiden Heißsporne, die mit vollem Körpereinsatz einen trashigen Klinik-Splatter-Streifen entwarfen.
Bei der Inszenierung dieser Allerweltsphantasien bewies Glawogger auch nicht eben sonderlichen Einfallsreichtum. Und so ungefähr gegen 1.30 Uhr gaben einem Sätze wie dieser endgültig den Rest: „Ich brauche nicht mehr suchen nach einer Frau, nach dem Sinn, sondern ich selbst bin der Sinn.“ Nun gut, der Glawogger, Michel war diesbezüglich natürlich fein raus. War ja alles nicht auf seinem Mist gewachsen. Aber schließlich hatte er diesen Geniestreich ausgeheckt. Aber möchte irgendwer wirklich die Filme sehen, die die Gäste von Meiser & Co. in ihren Köpfen mit sich herumtragen? Reinhard Lüke
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