: Das Schweizer Geldjodeln hören auch die Deutschen
■ Was den Banken beider Länder fehlt: Eine ausreichende Vertretung im US-Börsengeschäft
Berlin (taz) – Der Druck auf die deutschen Großbanken wächst durch die Fusion der Schweizerischen Bankgesellschaft (UBS) und des Bankvereins (SBV), heißt es in Geldkreisen. Dabei geht es vor allem um das Investmentbanking, also die Vermögensverwaltung und die Betreuung von Sparern und Unternehmen an der Börse. Auf diesem Gebiet wird die künftige United Bank of Switzerland weltweit das größte Finanzhaus sein.
„Im Investmentbereich waren die Schweizer schon bisher sehr kompetent“, meint Peter Pietsch, Pressesprecher der Commerzbank. „Durch die Fusion werden die beiden im internationalen Geschäft rationalisieren können. Das heißt aber nicht, daß schon morgen in Deutschland etwas passiert.“ In den letzten Monaten war immer wieder spekuliert worden, die Commerzbank würde als kleinste deutsche private Großbank mit einer Versicherung oder einer anderen Großbank fusionieren oder übernommen werden.
Die Deutsche Bank ist mit einer diesjährigen Bilanzsumme von etwa einer Billion Mark (1996: 878 Milliarden Mark) nur wenig kleiner als der neue Schweizer Riese. Dann folgt in Deutschland der neue Zusammschluß Bayerische Hypotheken/Vereinsbank (mit einer 1996er Bilanzsumme von zusammen gut 740 Milliarden), die Dresdner (561 Milliarden) und die Commerzbank (448 Milliarden).
Wer künftig weltweit die Nase vorn hat im hochprofitablen Investmentbereich, ist keineswegs klar. Gerüchte am Wochenende besagten, daß die Schweizer den entsprechenden Bereich der UBS verkaufen würden. Denn der Investmentbereich der SBV ist profitabler und moderner – der Rest könnte gewinnbringend losgeschlagen werden. Als Interessenten wurden sowohl die Deutsche als auch die Dresdner Bank gehandelt, was wiederum diese ein Stück nach vorn bringen würde.
Die Financial Times sieht jedoch die Schweizer mit einem Handicap: Sie sind bei den Börsengeschäften in den USA nicht ausreichend vertreten. Das trifft auch auf die deutschen Konkurrenten zu. Sie haben in den letzen Jahren zwar für teures Geld britische Investmentbanken erworben. Im Börsenwunderland USA jedoch gelang ihnen der Einstieg nicht. Die dortigen Investmentbanken fusionieren lieber untereinander oder sind schlicht zu teuer für einen Kauf. Reiner Metzger
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