: „Du hast ein Auto, du Lump!“
■ Emil-Grünbär, das Umweltmagazin für Kinder, ist reichlich moralisch
Was tun, wenn das wißbegierige Blag einem Löcher in den Bauch fragt? „Eine Zeitschrift in die Hand drücken, die alle schlauen Umwelt-Antworten parat hat.“ Guter Rat. Doch das kindgerechte Angebot ist nicht groß: Natur, Öko-Test und wie sie alle heißen sind zu kompliziert. Und auch der Tierfreund begeistert mehr den Biologie-Pauker denn seine Zöglinge. Schließlich hat sich das Konzept seit den Jugendtagen der Lehrer-Generation bis heute kaum verändert.
Da freuten sich viele, als die Hamburger Aktionsgemeinschaft Umwelt, Gesundheit, Ernährung e.V. (A.U.G.E.) in diesem Jahr ihre Magazine Emil-Grünbär, ein „buntes Umwelt-Magazin für Fünf- bis Zwölfjährige“, und Öki's Abenteuer Umwelt, das „spannende“ Magazin für Kinder, auf den Markt brachte. Doch Vorsicht: Nicht alles, was auf den ersten Blick durch Janosch-Illustrationen besticht, muß kritiklos hingenommen werden: Zwar wird in den zweimonatlich erscheinenden Heften von „Naturdetektiven“, Kolibris und Regenwald über bedrohte Tiere bis zu Ozon und Autowahn alles oberflächlich abgehandelt, was im weitesten Sinn noch unter „Umwelt“ zusammenzufassen ist. Doch alles ist entweder „gut“ oder „böse“, schwarz oder weiß. Und ganz furchtbar moralisch („Halt! Du hast ein Auto, du Lump?“). So einfach also funktioniert diese Welt. Wer hofft, daß Kinder das glauben, nimmt sie nicht ernst.
Emil Grünbär, der Held, ist natürlich „stark wie ein Bär“, „furchtlos“ und „von Charakter so sauber wie hoffentlich die Luft auf dem Mond ist“ – schreibt ein sogenanntes „Umweltmagazin“ und verkennt, daß es auf dem Mond gar keine Atmosphäre gibt. Die Ver-blödung grüßt schön.
Naja, eine bunte Text-Mischung, könnte man wohlwollend sagen. Immerhin gibt's ein paar Rätsel, Basteltips und ein Preisausschreiben. Wobei nicht ersichtlich ist, welche Kriterien bei der Auswahl der Themen relevant waren. Oder vielleicht doch? Da erfreut sich der Hersteller einer bekannten Baby-Gläschen-Kost unter der mißratenen Tarnung eines „Artikels über Bio-Bananen“ einer doppelseitigen, kostenlosen Werbeanzeige. Oder es werden sämtliche Magazin-Helden als Puppen, T-Shirts und Brillen-Etuis vermarktet, nachdem ein paar Seiten zuvor dazu aufgerufen wurde, doch bitte den Konsum einzuschränken.
Es hilft nichts: Wir müssen uns weiterhin mit den lästigen Fragen der kleinen Plagegeister abgeben. Ist gar nicht verkehrt. Von wegen zwischenmenschlicher Kommunikation und so. hh
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