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Unterm Strich

Den 150. Todestag von Heinrich Heine gilt es zwar erst im Jahre 2006 zu begehen, aber man kümmert sich schon jetzt intensiv um die Todesursache des Dichters. Allerdings bleibt sie nach Angaben des Göttinger Arztes und Chemikers Harald Kijewski wissenschaftlich weiterhin ungeklärt. In sechs untersuchten Haaren einer Haarlocke von Heine hätte er jedoch einen ungewöhnlich hohen Bleiwert gefunden, sagte der Toxikologe. Wie es zu diesem Bleigehalt, der auf eine möglicherweise Jahre zurückliegende chronische Bleivergiftung hindeute, gekommen ist, sei unklar, erklärte Kijewski. Daß der 1856 in Paris gestorbene Poet vergiftet worden sei, gehöre jedoch in den Bereich der Spekulation. Die Untersuchung der Erbmerkmale bei Heine sei noch nicht abgeschlossen, fügte Kijewski hinzu. Weiteren Aufschluß über die Krankheiten des Dichters solle die Entnahme von Barthaaren aus seiner in Düsseldorf aufbewahrten Totenmaske geben. Der Leiter des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Instituts, Joseph A. Kruse, befürwortete die Untersuchung. „An der Biographie Heines ändert sich für mich aber dadurch nichts“, betonte er.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz kann sich weiterhin nicht entscheiden, wer ihr neuer Präsident werden soll. Nach einer ganztägigen Sitzung am Donnerstag wartete man vergeblich auf das Aufsteigen weißen Rauchs aus dem Stiftungshaus am Landwehrkanal. Statt dessen wurden Faxe verschickt: „Bund und Länder sehen weiteren Erörterungsbedarf und haben die Abstimmung bis zum Januar 1998 zurückgestellt.“ Was so kontrolliert-lapidar darherkommt, heißt übersetzt: Die Patt-Situation zwischen Bund und Ländern ist hart wie Beton. Während der Bund weiter auf Christoph Stölzl beharrt, den jetzigen Direktor des Deutschen Historischen Museums (DHM), will eine Mehrzahl der Länder Klaus-Dieter Lehmann, den Chef der Deutschen Bibliothek in Frankfurt/Main, als Stiftungsleiter sehen. Wenn bis Januar kein Kompromißkandidat gefunden wird, rückt für den jetzigen Präsident, Werner Knopp, der erhoffte Ruhestand wieder in weite Ferne. Selbst vor 20 Jahren als Kompromißkandidat aufs Schild gehoben, wird Knopp langsam ungeduldig: „Ich bin doch nicht Kaiser Franz Joseph.“ Der österreichische Kaiser (1830–1916) war insgesamt 68 Jahre auf dem Thron, weil sich kein Nachfolger fand.

Der Komponist Floyd Bradley hat am Donnerstag für 17.250 Pfund (rund 51.000 Mark) einen bislang unveröffentlichten Stummfilm über Charlie Chaplin ersteigert. Der 38minütige Schwarzweißfilm trägt den Titel „The Life Story of Charlie Chaplin“. Bradley will den Film zusammen mit einer Musik, die er schon geschrieben hat, vorführen. Der Preis des Films war vor der Versteigerung des Auktionshauses Christie's auf 5.000 bis 10.000 Pfund geschätzt worden. Er hätte auch noch mehr bezahlt, erklärte Bradley.

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