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Expo-Freifahrt auf Kosten des Steuerzahlers

■ Mit der Eintrittskarte zur Weltausstellung bekommt jeder der erwarteten 40 Millionen Gäste auch einen Freifahrschein für den hannoverschen Nahverkehr. Nur bezahlen will den niemand

Hannover (taz) – Nach sechs Stunden Feilschen hatte der Aufsichtsrat der Expo 2000 GmbH unter Vorsitz des einstigen Mercedes- Chefs Helmut Werner am Freitag seinen Wirtschaftsplan beschlossen. Mit abgenickt wurde gleichzeitig ein Finanzloch von bis zu 140 Millionen Mark für das Kombiticket des öffentlichen Nahverkehrs, mit dem alle Expo-Besucher die Weltausstellung besuchen können.

Und das kam so: Seit Beginn der Expo-Planung Anfang der neunziger Jahre ist vorgesehen, die Eintrittskarte für die Ausstellung unter dem Motto „Mensch, Natur, Technik“ mit einem Ticket oder Fahrschein für den öffentlichen Nahverkehr zu kombinieren. Wer die 69 Mark für den Zugang zu der Weltausstellung bezahlt hat, soll für die Fahrt zum Expo-Gelände auch die öffentlichen Verkehrsmittel im Großraum Hannover umsonst benutzen dürfen.

Doch anders als ursprünglich geplant hat die Expo GmbH für die Finanzierung dieses Kombitickets keine Etatposten mehr bereitgestellt. Da die Kosten für den Transport der Expo-Gäste von den Verkehrsbetrieben auf bis zu 140 Millionen Mark geschätzt werden, läuft der am Freitag verabschiedete Planungsrahmen auf einen staatlichen Zuschuß hinaus.

Als Anfang der neunziger Jahre das Land Niedersachsen und die Stadt Hannover noch bei den Bürgern der Landeshaupstadt um Zustimmung für die Weltausstellung warben, war noch viel von einer umweltfreundlichen, dem Mensch-Natur-Technik-Motto entsprechenden Anreise der Expo-Besucherscharen die Rede. Damit die 40 Millionen Expo-Besucher mit ihren PKWs keinen Dauerstau auf den Straßen in und um Hannover produzieren, wollte man sie durch ein „Ticketing-System“ zur einigermaßen umweltfreundlichen Anreise verpflichten.

Angesichts ihrer sich abzeichnenden Finanznnöte beschloß die Expo GmbH aber schon vor Monaten, nicht mehr von jeder 69-Mark-Eintrittskarte ein oder zwei Mark an die hannoverschen Nahverkehrsunternehmen weiterzuleiten. Die für das Kombiticket noch vorgesehenen Mittel wurden aus den Finanzplänen gestrichen. Am liebsten hätte man das Kombi- ticket ganz beerdigt.

Das war aber nicht möglich. Vor der Sitzung am Freitag hatte Hannovers Oberbürgermeister Schmalstieg noch einmal gedroht, ohne ein Ja zum Kombiticket werde der Gesellschafter Stadt Hannover dem Expo-Wirtschaftsplan 1998 die Zustimmung verweigern. So wurde ein Kombiticket ohne klare Finanzierung beschlossen.

Formal heißt es im Aufsichtsratsbeschluß, daß alle Beteiligten zu den Kosten des Kombitickets beisteuern sollen: die Expo-Gesellschafter Bund und Land, die beteiligten Nahverkehrsunternehmen und auch die Expogesellschaft. Bund und Land sollen dabei Mittel, die bereits für den Ausbau des Nahverkehrs im Zuge der Expo vorgesehen waren, quasi für die Finanzierung des Kombitickets umwidmen. Die betroffenen Verkehrsbetriebe sollen für den fahrscheinfreien Besuchertransport nicht die vollen Kosten in Rechnung stellen.

Die Expo GmbH selbst wird sich nur dann an der Finanzierung des Kombitickets beteiligen, „wenn weiterhin ein ausgeglichenes Finanzierungsergebnis“ der gesamten Weltaustellung möglich ist, wenn bei der Expo also keine Miesen zurückbleiben.

Mit der vielzitierten „schwarzen Null“ nach der Expo 2000 rechnet ernsthaft aber kaum jemand mehr. Schließlich haben Bund und Land wegen der Expo-Finanznöte kürzlich erst den staatlich garantierten Bürgschaftsrahmen für die Ausstellung von 500 Millionen auf eine Milliarde Mark aufgestockt. Jürgen Voges

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