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■ Mercedes verschiebt die Produktion des Miniautos SmartReue und Besserung als Werbegag

Mit kleinen Autos tut sich Daimler schwer. Nicht nur die A-Klasse wird wegen eines blamablen Elchtests mit Verspätung auf deutschen Straßen auftauchen. Auch der Zweisitzer Smart fiel um und damit durch den Test.

Er kann deshalb nicht wie geplant ab Frühjahr „neue Antworten auf Bedürfnisse urbaner Mobilität“ geben – wie Daimler-Chef Jürgen Schrempp noch vor kurzem angekündigt hat. Fahrwerksschwächen und andere Mängel sollen der Grund sein. Außerdem gebe es in den Werkshallen im lothringischen Hambach permanent Staus in der Produktion, heißt es. Der Stopp der Produktion ist unter diesen Umständen eine kluge Entscheidung.

Eine zweite Panne wie mit der A-Klasse kann sich Daimler nicht leisten. Und die Verluste aus der Verschiebung steckt der Konzern locker weg. Die geschätzten 250 Millionen Mark Mindereinnahmen durch die verspätete Markteinführung des Smart werden den Gewinn von Daimler nicht schmälern – schließlich schiebt der Konzern einen Verlustvortrag durch die Abwicklung der einstigen Unternehmenstöchter Fokker und AEG vor sich her. Noch auf Jahre hinaus muß Daimler deshalb trotz satter Gewinne keine Ertragssteuern zahlen – die Smart-Verluste werden diesen Zeitraum jetzt noch ein bißchen verlängern. Bemerkenswert ist aber, daß sich der Daimler-Chef mit dem Satz zitieren läßt, Qualität habe absoluten Vorrang. Vor ein paar Jahren wäre das konzernintern noch ein Fauxpas gewesen. Denn wie keine andere Firma nimmt Daimler für sich in Anspruch, geradezu ein Synonym für Qualität zu sein. Doch zumindest beim Geschäft mit Autos hat der Konzern dank internationaler Konkurrenz lernen müssen, daß Kunden keine Bittsteller sind, die sich geduldig nach einem Wagen mit Stern auf der Kühlerhaube anstellen wollen.

Schrempps Bemerkung ist ein Ausdruck dafür, daß seine Marketingabteilung gute Arbeit leistet. Anders als Shell beim Umgang mit der Brent Spar reagiert Daimler auf die Pannen nicht mit Rechthaberei und Ignoranz gegenüber den Käufern. Vielmehr versucht man, sich als zuverlässig und selbstkritisch darzustellen. So gesehen ist das umgefallene Auto der A-Klasse sogar ein Werbegag. Denn Daimler konnte zeigen, daß es zu Reue und Besserung fähig ist. Und jeder Mensch in der Republik weiß inzwischen, was die A-Klasse ist und wie sie aussieht. Das hat eine 18 Monate lange Werbekampagne nicht geschafft. Annette Jensen

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