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Ein Softie legt sich weg

■ Trotz des 2:1 gegen Karlsruhe grübelt Bielefelds Trainer über seine Zukunft

Bielefeld (taz) – Kurz vor der Halbzeit bot sich den Zuschauern auf der Bielefelder Alm ein idyllisches Bild. Unten auf dem Rasen hockte sich Karlsruhes Belgier Gunther Schepens zu Füßen seines Kollegen Markus Schroth hin und verknotete ihm lieb die Schnürsenkel. Eine derart warme Nächstenliebe hätte der Arminen-Trainer Ernst Middendorp gern auch in seinem Verein. Doch als er seine ausführliche Wunschliste nach dem Kick präsentierte, war den Badenern der himmlische Frieden längst abhanden gekommen. Der 1:0-Halbzeitführung durch Burkhard Reich hatten die Bielefelder dank ihrer Iraner Karim Bagheri und Ali Daei noch zwei Tore entgegengesetzt.

Danach war der Arminia-Trainer „in der Vorweihnachtszeit in vorweihnachtlicher Stimmung“ (Stefan Kuntz). Nach einer „Gleichgerichtetheit“ von Trainer, Mannschaft, Management, Vorstand, Publikum, Sponsoren und Medien sehnt sich der zuweilen schwierige Übungsleiter vor den Festtagen. Das bisherige „Zerfleischen“ koste ihn „einfach zuviel Kraft“. Trotz des Triumphes schien Middendorp angeschlagen vom Tohuwabohu der letzten Wochen, das er nicht zuletzt mit Unbeherrschtheiten nach dem Köln- Spiel selbst entfacht hatte. Nun genügten einige kritischer Zeitungszuschriften, um ihn erneut zum Outing seiner internen Zwiespälte zu drängen: „Ich habe keine Lust, hier jeden Tag zwei oder drei Leserbriefe zu lesen, wie dämlich und wie dumm ich bin.“

„Mein Lebenswerk oder mein Kunstwerk“ sieht Middendorp nun sogar gefährdet, wenn ihm nicht einfache Bedingungen erfüllt werden. „Wenn wir Bundesliga machen wollen auf Dauer, dann so, wie ich mir das vorstelle.“ Dafür will er demnächst Gespräche führen, aber erst einmal begibt er sich auf Besinnungstour: „Ich brauche jetzt elf Tage, um mich wegzulegen. Dann ist Sylvester und selbst ein Ausstieg möglich, sollte er noch immer Lücken in der Rückendeckung ausmachen.

Mit Insiderkenntnissen von des Trainers Befindlichkeit konnte anschließend Routinier Kuntz aufwarten. Der sei „gar nicht so ein harter Kerl, wie es nach außen aussieht“. Ein getarnter Softie sozusagen. Ob es solche Aussagen sind, die sich Middendorp als Rückhalt wünscht, sei dahingestellt. Jörg Winterfeldt

Karlsruher SC: Reitmaier – Wittwer – Reich, Ritter – Keller, Hengen, Krauss (56. Metz), Schepens, Bäumer (82. Nyarko) – Häßler, Schroth (82. Dundee)

Zuschauer: 22.512; Tore: 0:1 Reich (36.), 1:1 Bagheri (58.), 2:1 Daei (88.)

Gelb-rote Karte: Maas (Bielefeld/80.) wegen wiederholten Foulspiels

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