■ Auf Du und Du mit der Polizeireform: Polizisten werden bürgernah
Die Bürger sind verunsichert, die Beamten mit ihrer Arbeit unzufrieden. Bremerhavener und stadtbremische, Wasserschutz-, Kriminal- und Schutzpolizei arbeiten außerdem nebeneinander her: Mit diesen Argumenten hatte Ralf H. Borttscheller (CDU) schon bei seinem Amtsantritt als Innensenator für eine Polizeireform plädiert. Daß sein Vorgänger Friedrich Van Nispen (FDP) mit der gleichen Idee gescheitert war, liege am falschen Ansatz – Van Nispen hatte auf Zentralisierung gesetzt, Wachen vor Ort zugunsten einer stärkeren Kriminalpolizei schließen wollen und sich damit den Unmut von Bürgern und Beamten zugezogen. Eine Reform müsse an der Basis entwickelt werden, erklärte Borttscheller dagegen, der die verschiedenen Polizeien unter einem Dach zusammenführen will, um Einsatzkräfte und Mittel effizienter verteilen zu können.
Die Zusammenarbeit zwischen Schutz- und Kriminalpolizei soll neu organisiert werden, so daß die Beamten vor Ort Fälle, bei denen es nicht gerade um Mord, Totschlag oder Brandstiftung geht, von der Aufnahme bis zur Klärung oder Einstellung bearbeiten. Dadurch werde die Kriminalpolizei entlastet und könne sich stärker auf „zentrale Aufgaben“konzentrieren.
Vor allem aber setzt das Konzept auf „mehr Bürgernähe“, die durch sogenannte Kontaktpolizisten, kurz: Kops, erreicht werden soll. Das sind Beamte, die der Bevölkerung das Gefühl vermitteln sollen, die Polizei sei immer für sie da: Sie sind jeweils für ein bestimmtes Gebiet zuständig und machen sich dort namentlich bekannt, suchen das Gespräch mit den Leuten auf der Straße, den Schulen und bei Veranstaltungen. Sie sollen wissen, wer welches Geschäft betreibt, wo Brennpunkte sind, aber auch ansprechbar sein, Opfer betreuen und bei Streitigkeiten vermitteln.
Ein Jahr lang haben die Waller, Gröpelinger und Oslebshausener das Prinzip im „Probelauf West“jetzt schon einmal kennenlernen können. „Erfolgreich abgeschlossen“, meldet der zuständige Inspektionsleiter. Auch der Innensenator und die Gewerkschaft der Polizei sind zufrieden. Ab dem neuen Jahr soll das Konzept nun auf das gesamte bremische Gebiet übertragen werden.
bw
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen