piwik no script img

„Polizei ist massiv reingegangen“

■ Andreas Fichtner, parteilos, für die PDS in der BVV Friedrichshain, zu den Übergriffen der Polizei auf der gestrigen Liebknecht-Luxemburg-Demo

taz: Sie haben gestern die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration beobachtet. Wann kam es das erste Mal zu Polizeiübergriffen?

Andreas Fichtner: Kurz hinterm Frankfurter Tor. Polizisten sind von beiden Seiten in die Demo gestürmt und haben versucht, ein, zwei Fähnchen zu beschlagnahmen. Ein Polizist hatte eine Fahne von der Antifaschistischen Aktion in der Hand. Ich fragte ihn, was das soll. Schließlich sei die Fahne nicht verboten. Er hat geantwortet: Es sei ein Versehen und hat mir die Fahne in die Hand gedrückt. Dann kamen ihm ein paar übereifrige Kollegen zu Hilfe. Einer hat mich in den Magen geschlagen, um mich wegzudrängen. Ich wollte daraufhin seine Dienstmarke sehen. Er sagte, die führe er nicht mit sich, weil er in seinem Kampfanzug da eh nicht rankäme. Bei diesem ersten Vorfall sind rund vier DemonstrantInnen festgenommen worden.

Später sind Sie noch einmal angegriffen worden?

Das war an der Schulze-Boysen- Straße. Polizisten sind erneut massiv in die Demo gestürmt, haben Leute rausgezogen, obwohl es dafür keinen ersichtlichen Grund gab. Ich habe mich dazugestellt und versucht, die Situation zu beruhigen. Die Polizisten hatten gerade eine junge Frau in der Mangel. Als die Polizei dann schon auf dem Rückzug war, ist einer aus der Reihe gesprungen und hat mit einem Knüppel unvermittelt auf mich eingeschlagen, einmal aufs Ohr, einmal auf die Schläfe, einmal auf den Wangenknochen.

Werden Sie Anzeige erstatten?

Eine Frau hat Fotos von dem Vorfall gemacht. Das Visier des Polizisten war offen, also müßte er zu erkennen sein. Wenn dem so ist, werde ich Anzeige erstatten.

Wie schätzen Sie das Verhalten der Polizei insgesamt ein?

Die Demo war äußert friedlich und diszipliniert. Es wurden keine Scheiben eingeschlagen, keine Steine geworfen. Der Anlaß für die Polizeiübergriffe war nicht erkennbar. Interview: Jens Rübsam

Bericht Siehe Seite 6

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen