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■ QuerspalteBezahlt wird nicht

Proletariat und Edelbourgeoisie vereint im Kampf: Der Aufstand der französischen Arbeitslosen zeitigt Solidarisierungen von geradezu historischer Tragweite. Eine Gruppe von Erwerbslosen, die am vergangenen Wochenende an einer Kundgebung für höhere Arbeitslosenhilfe in Paris teilgenommen hatte, wollte sich's an diesem Tag ordentlich gutgehen lassen. Sie spazierte ins renommierte Feinschmecker- Restaurant „La Coupole“ und bestand hartnäckig darauf, so fürstlich bewirtet zu werden, wie es sich für moderne Helden gehört.

Die angebotene Mahlzeit in den Personalräumen schlugen die Eindringlinge ebenso aus wie die dargebotenen Sandwiches. Währenddessen muß die Geschäftsführung beim Anblick der schlechtbetuchten Gäste in ihrem schlechten Gewissen versunken sein wie in geschmolzener Beurre à la Grimaldine. Sie ließ Austern, Rinderfilet und Weißwein servieren. Zu allem Überfluß spendierte eine freigiebige Kundin auch noch Champagner. Das Mahl ward zu einem langen, ausgiebigen Genuß und zu einem unvergessenen Erlebnis für alle.

Auf diese Weise körperlich und moralisch gestärkt, versuchten die street fighting men als nächstes ihr Glück im Luxushotel „Lutetia“. Das lautstark geforderte Nachtlager zwischen Samt und Seide schlug man ihnen aus. Jedoch, auch hier ergab sich eine unerwartete Wendung: Als ob sie noch nicht genug gegessen hätten, servierte ihnen die Geschäftsleitung ein ausgiebiges Frühstück und forderte sie auf, Bewerbungen einzureichen. Voilá! Man muß nur frech genug sein! Bezahlt wird nicht!

Dario Fos Schelmenstück muß auch diversen anderen, reichen und reichsten Pariser Kreisen zuzurechnenden Gästen des Restaurants „La Coupole“ eingefallen sein. In ihrer Empörung über den eingedrungenen Mob von der Straße verließen sie den gastronomischen Tempel. Selbstredend ohne zu zahlen. Ute Scheub

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