: Lokalkoloratur
Ein sozialdemokratischer Männerhintern sorgt für den anderen. Während Ortwin Runde (SPD) den seinen auf dem Bürgermeisterstuhl plazierte, lief der des Ex-Fraktionsvizes Jan Ehlers Gefahr, auf der Hinterbank verdorren zu müssen. „Ortwin hilf!“tönte es kläglich. Und Ortwin half. Schließlich hat Ex-Senator Ehlers ihm einst die Sozialbehörde vererbt. Und schließlich stand Ehlers Runde mit Rat und Tat zur Seite, als es die Spitze des Senats zu erklimmen galt. Nun ist Ehlers' Gesäß auf ausdrücklichen Wunsch des Bürgermeisters inmitten der Senatorenvorbesprechung – dem erlauchtesten aller Sozi-Machtzirkel – zu finden. Warum weiß keiner. Der neue SPD-Fraktionsvorstand – vier nette politische Zwerge – rieben sich erstaunt die Augen. Murrend hatte man um des lieben Friedens willen bereits hingenommen, daß Ehlers, der eben noch beteuerte, kein Amt mehr übernehmen zu wollen, plötzlich doch den Vorsitz des wichtigsten parlamentarischen Gremiums, den Haushaltsausschuß, an sich riß. Doch daß einer in dieser Funktion regelmäßig an der Senatorenvorbesprechung teilnimmt, sich mit Informationen versorgt und zu jedem Thema seine unschätzbaren Erfahrungen unterbreitet, ist noch nie dagewesen. Unverständnis allerorten. Dabei ist des Rätsels Lösung einfach. Der alte heimliche SPD-Fraktionsvorsitzende Jan Ehlers ist auch der neue heimliche SPD-Fraktionsvorsitzende; unscheinbare Kontinuität in Zeiten des scheinbaren Wandels. sim
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen