: Zwischen Orient und Okzident
■ Bündnisgrüne öffnen ihre Fraktionsbüroräume für die Kunst
Auf den ersten Blick herrscht Konfusion. Vereinzelte Gestalten schieben sich zwischen unzählige düstere Fragmente und Details. Überlagert ist das Bild von Ahmad Motiee mit kalligraphischer Schrift. Der 1985 aus dem Iran emigrierte Wahl-Bremer nennt es „Zerbechlichkeit der Natur“. Zu sehen ist das Bild – nebst 31 weiteren Exponaten des Künstlers – in den Büros der Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, an der Schlachte 19/20.
„Kunst an der Schlachte“lautet der großspurige Titel eines neuen Konzepts der Öko-Partei. Die Idee: NachwuchskünstlerInnen aus der Region Bremen soll die Möglichkeit geboten werden, ihre Werke ausstellen zu können. Mit der ersten von insgesamt drei Ausstellungen in diesem Jahr wollen die Grünen buchstäblich Farbe in ihren Alltag bringen. „Kunst und Politik kann man in der heutigen Zeit schlecht trennen“, formuliert das Anne Thurmann-Jajes, grünes Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft Kultur und Beschäftigte des Neuen Museums Weserburg. Zusammen mit Hermann Stuzmann ist sie für die Auswahl der KünstlerInnen zuständig. Im Werk Ahmad Motiees geht es um die Vernetzung von Orient und Okzident. „Tradition“ist dafür der Schlüsselbegriff, durchzieht die Arbeiten wie ein roter Faden. Dabei wird „Tradition“nicht als einengende Doktrin verstanden, sondern als ethisches und ästhetisches Gerüst der Gesellschaft. Motiees Werke reflektieren vor allem den Krieg. Im Blickpunkt stehen dabei die Natur und der Mensch, als mächtige Gegenpole und Symbole für Freiheit. Unzählige Geschichten und Versatzstücke können BetrachterInnen entdecken, die nicht immer leicht erschließbar sind; das liegt auch am Fehlen des künstlerischen Stilmittels Perspektive. Zwischen allen Elementen fungiert jedoch die persische Kalligraphie wie eine Klammer: Sie hat sich bei Motiee zu einer eigenständigen, autonomen Form entwickelt, die strukturbildend wirkt. „Ich versuche, Landschaften zu beschreiben“, sagt Motiee, indem er sie in Pappe ritzt und später coloriert. So entstehen interessante künstlerische Phantasieformen. Stephan Hespos
Bis 23. März täglich zwischen 10-12 u. 14-16 Uhr
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