■ Heiraten zum Schein?: Ein Schutz vor Abschiebung
Dagmar Jeschke, 33 Jahre, z. Zt. arbeitslos
Das hatte ich sogar schon einmal vor. Die Aktion wurde dann aber im letzten Moment abgeblasen. Meine Motivation wäre in erster Linie das Geld, das man ja dafür kriegen kann. Ich würde mir das aber auch aus menschlichen Gründen überlegen, wenn es ein echter Notfall wäre. Denjenigen müßte ich dann allerdings wenigstens ein bißchen kennen. Vertrauen müßte schon da sein.
Axel Porsch, 46 Jahre, Werbekaufmann
Also, auf eine Scheinehe hätte ich überhaupt keinen Bock. Ich möchte demnächst lieber mal richtig regulär heiraten. Geld wäre für mich überhaupt kein Grund, das zu tun. Um jemanden aber zum Beispiel vor der Abschiebung zu bewahren, würde ich mir die Sache vielleicht noch überlegen. Das müßte aber auch jemand aus meinem Bekanntenkreis sein. Und da fällt mir gerade keiner ein.
Arnit Merkel, 29 Jahre, Studentin
Ich bin zwar noch nicht verheiratet, aber doch ziemlich fest liiert. Das würde mir dann doch große emotionelle Schwierigkeiten bereiten, auch wenn da in der Praxis Gefühle keine große Rolle spielen. Prinzipiell finde ich es aber gut, das zu machen, wobei Geld für mich überhaupt keine Motivation für eine Scheinheirat wäre. Wenn ich das machen würde, dann aus Mitgefühl.
Nicklas Jakobson, 23 Jahre, Student
Scheinehe? Da habe ich ja überhaupt kein Interesse, auch wenn du mir jetzt 20.000 Mark auf den Tisch legen würdest. Aus politischen oder menschlichen Gründen, also Rettung vor der Abschiebung oder so – das vielleicht schon. Das hat man aber auch noch nicht an mich herangetragen. Wie ich mich dann entscheiden würde, kann ich so nur schwer sagen. Da würde ich mich nicht festlegen.
Evelyn Schulz, 37 Jahre z. Zt. arbeitslos
Also ich bin schon verheiratet, das heißt ich war ... Quatsch! Ich lasse mich gerade scheiden, und Sie können mir glauben: Ich werde wohl erst mal nicht wieder heiraten. Da könnten mich jetzt auch wahrscheinlich weder 50.000 Mark noch die Rettung eines Abschiebebedrohten umstimmen, glaube ich. Der konkrete Heiratsantrag war aber auch bis jetzt noch nicht da.
Winfried Stahlke, 56 Jahre, Schauspieler
Ich bin regulär verheiratet, und das ist, sagen wir mal, schwer genug. Und schon alleine deshalb würde ich eine Scheinehe nie eingehen. Denn die richtige ist schon verflixt genug. Wegen Geld schon überhaupt gar nicht. Ich würde mir ja schon schwer überlegen, noch mal ganz normal zu heiraten. Auch humanitäre Aspekte könnten mich da, glaube ich, in meiner Entscheidung nicht umstimmen.
Umfrage: Tobias Riegel
Fotos: Max Lautenschläger
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