: Keine Stellvertreter-Ambitionen
■ Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) dementiert, daß er beim Parteitag für einen von sieben Stellvertreterposten im CDU-Vorstand kandidieren will, läßt sich aber ein Hintertürchen offen
Die Halbzeitbilanz von Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) wurde gestern von Gerüchten über seine Kandidatur für einen Stellvertreterposten im Landesvorstand der CDU überlagert. CDU- Fraktionschef Klaus Landowsky hatte Journalisten am Wochenende bestätigt, daß Schönbohm beim CDU-Parteitag am 21. Februar einer von sieben Stellvertretern des Parteichefs Eberhard Diepgen werden solle.
Doch der Innensenator dementierte gestern mit deutlichen Worten: „Davon ist mir nichts bekannt.“ Er wisse zwar, daß es in der Partei Überlegungen gebe, ihn in den Parteivorstand zu wählen, doch die Parteispitze sei noch nicht an ihn herangetreten. Schönbohm ließ durchblicken, daß er an einem Stellvertreterposten wenig Interesse haben könne: „Ich habe noch nie feststellen können, was die stellvertretenden Landesvorsitzenden machen.“ In dem Gremium sitzen abgesehen von illustren Gestalten wie Rupert Scholz auch Hinterbänkler wie der frühere Gesundheitssenator Peter Luther sowie Fritz Niedergesäß und Ursula Birghan.
Schönbohm will vor einer Kandidatur klären, was von ihm erwartet wird. Über seine Vorstellungen, die er gestern nicht näher erläutern wollte, werde er noch mit Diepgen sprechen. Schönbohm deutete an, daß er als Innensenator bereits genügend Einfluß im Parteivorstand habe. Ein Stellvertreterposten verspricht daher weder einen Macht- noch einen Prestigezuwachs. Das größere Interesse an einer Einbindung Schönbohms dürfte die Parteispitze selbst haben, um damit die parteiinternen Diepgen-Kritiker um den Kreis „Union 2000“ zu befrieden.
Mit der Bemerkung, er sei gemahnt worden, „sich in Berlin nicht verwursten zu lassen“, ließ der Innensenator durchblicken, daß er nicht zum Spielball parteiinterner Interessen werden will. Auch über den Berliner Politikstil wundere er sich nicht mehr, so der Innensenator – daß Landowsky seine angebliche Kandidatur verkündet hatte, hatte Schönbohm aus der Zeitung erfahren. Dennoch ließ sich Schönbohm ein Hintertürchen offen: „Wenn es eine breite Basis gibt, werde ich eine Aufgabe (im Parteivorstand) übernehmen.“
Auch formal wird es kein Hindernis geben: Schönbohm lag gestern das Schreiben des CDU- Kreisverbandes Potsdam vor, mit dem das prominente Mitglied an den Kreisverband Mitte überwiesen wird. Die Christdemokraten aus Mitte werden am 17. Februar tagen und – wohl unter dem Tagesordnungspunkt Verschiedenes, wie Schönbohm mit Understatement sagte – seine Aufnahme beschließen. Dorothee Winden
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