„Das hat Zeit bis Februar!“

■ Debatte über Ibrahim vertagt / Petitionsausschuß berät jetzt über den Fall / Oppositioneller Togoer warnt vor Abschiebung

Die beiden jugendlichen Togoer Ibrahim und Abbas A. haben noch eine Schonfrist, bevor sie abgeschoben werden. SPD und CDU haben gestern die Dringlichkeit eines Antrags der Grünen zurückgewiesen. In dem Antrag geht es darum, minderjährige Flüchtlinge nicht abzuschieben, wenn sie keine Angehörigen mehr in ihrem Heimatland haben. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Ronald-Mike Neumeyer begründete die Ablehnung der Dringlichkeit damit, daß die Debatte über das Thema Zeit bis Februar habe. Aus dem Innenressort wurde bestätigt, bis zur Sitzung des Petitionsausschusses würden die beiden nicht abgeschoben.

Fest steht damit nun, daß sich am Dienstag endlich der Petitionsausschuß der Bürgerschaft mit dem Fall beschäftigt. In der Eingabe der Projektgruppe „Ibrahim muß bleiben“vom 7. Juli 1997 bitten Mitschüler den Ausschuß um Intervention, um den Jungen ein Bleiberecht in Bremen einzuräumen.

Unterdessen weilte der Oppositionspolitiker Andoch Nutepe Bonin in Bremen. Bonin ist Sprecher der togoischen „Volksbewegung für Demokratie und Entwicklung“(MPDD) und ein enger Vertrauter des bekanntesten Oppositionellen Togos, Gilchrist Olympio. Zur aktuellen Menschenrechtslage in dem afrikanischen Land berichtete Bonin, daß an der ghanaischen Küste täglich die Leichen von bis zu 30 Menschen angeschwemmt würden, die vom togoischen Militär lebend aus Flugzeugen geworfen worden seien. Seit 1990 habe es unter der Gewaltherrschaft von Präsident Eyadena 60.000 Tote gegeben.

Bonin warnte darum alle Flüchtlinge vor der Rückkehr nach Togo. Ihm selbst seien mindestens 100 Fälle bekannt, bei denen Rückkehrer etwa aus Ghana ums Leben gekommen seien. Der letzte Fall datiere vom Dezember vergangenen Jahres. Am meisten gefährdet seien dabei die unbekannteren Flüchtlinge. Für das Eyadema-Regime wäre es viel einfacher, diese verschwinden zu lassen. Eine Einschätzung, die auch der Bremer Pastor Erich Viering bestätigen kann. Viering verbrachte acht Jahre in Togo.

Bonin befürchtete, daß das gleiche Schicksal Ibrahim und Abbas bei einer Abschiebung nach Togo drohe. Der Oppositionelle glaubt nicht daran, daß die beiden Jugendlichen dort offen ermordet werden würden. „Das passiert bei einem Autounfall oder auf ähnliche Weise.“ Jens Tittmann