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Die Daimler-Tochter debis nabelt sich ab

Eitel Freude im noblen Firmensitz am Potsdamer Platz: Der Umsatz des Finanz- und Computerunternehmens springt auf einen neuen Rekord. Immer mehr Kunden kommen nicht aus dem Mutterkonzern  ■ Aus Berlin Reiner Metzger

Heute werden die Besuchergruppen ausnahmsweise abgewiesen. Berlins prominentesten Neubau, das debis-Haus am Potsdamer Platz, beansprucht der Hausherr an diesem Donnerstag selbst. Die Daimler-Benz Interservices AG (debis) hält ihre Jahrespressekonferenz ab. Der Stararchitekt Renzo Piano hat der hundertprozentigen Tochter von Daimler- Benz einen 21geschossigen Palast aus Glas und Terrakotta hingestellt. Trotz der Berliner Bauvorschriften ist es debis gelungen, diverse an die 30 Meter hohe Büro- und Wohnkomplexe dichtgedrängt aneinanderzuschichten – Manhattan auf Piefke-Niveau.

Gestern konnten die Besucher schon ein Vorgefühl auf das kommende urbane Leben im neuen Zentrum Berlins genießen. An der Seite des hellbraunen debis- Hauptquartiers stehen zwei Mannschaftsbusse mit Bereitschaftspolizisten, eine Zweierstreife in Grün patrouilliert gedämpft plaudernd auf und ab. Das Haupthaus selbst beeindruckt mit einer Eingangshalle von der Größe eines Domschiffs, und auch die Pressekonferenz gleicht eher einem Gottesdienst. Vor einer Wurzelholz-Kulisse mit den grünen debis-Karos spricht Konzernchef Klaus Mangold von der erhobenen Bühne herab. Die Rede hallt im weiten Atrium hin und her wie die sonntägliche Predigt. Und auf die Zuhörerzahl von weit über hundert Menschen wäre mancher Großstadtpfarrer stolz.

Klaus Mangold hatte Erfreuliches zu verkünden. „Es war ein Jahr der Rekorde für die debis“, sagte er. Der Umsatz stieg 1997 um 22 Prozent auf 15,5 Milliarden Mark. Da konnte die Daimler- Tochter denn auch mit gutem Gewissen 3.400 neue Leute einstellen und beschäftigt nun weltweit fast 15.000 Menschen. Nur wieviel hundert Millionen Mark Gewinn seine Firma erwirtschaftet hat, darf Mangold nicht sagen; das behält sich der Oberchef Jürgen Schrempp wie gewohnt für die Daimler-Jahrespresseshow im April in Stuttgart vor.

Knapp zwei Drittel des Umsatzes zieht die debis aus Finanzdienstleistungen. Alles, was Daimler und Mercedes früher schon innerhalb ihres Konzerns hin- und hergewälzt haben, wurde in die debis ausgelagert und expandiert: Leasing und Kredite für Mercedes- Autos und Airbus-Flugzeuge, Industrieversicherungsvermittlung sowie Risikomanagement für diverse Weltregionen oder unsichere, aber lohnende Geschäfte.

Weil debis schneller wächst als Daimler, gewinnen externe Kunden immer mehr an Bedeutung. Konzernfremde Kunden haben in der Informationstechnik – mit gut drei Milliarden Mark Umsatz die zweitgrößte Sparte – schon einen Anteil von zwei Dritteln am Geschäft. Auch im Telefonmarkt will debis an die Spitze. Mit 1,7 Millionen Mobilfunkkunden und 2,3 Milliarden Mark Umsatz ist die Tochter debitel (hier hält die Metro 40 Prozent) schon die größte Telefongesellschaft Europas ohne eigenes Netz.

Im nächsten Jahr will debis- Chef Mangold ähnlich gute Zahlen wie gestern präsentieren. Bis dahin werden auch die letzen Menschen ohne Anzug aus dem Straßenbild des südlichen Potsdamer Platzes verschwunden sein – die Bauarbeiter. Denn im Oktober werden die restlichen Gebäude eingeweiht, dann dominiert hier der Dienst an der Leistung.

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