piwik no script img

Der Schattenmann

Das Böse kauert meist im Vorgarten. Und wenn man möglichst frühzeitig, am besten ab dem Vorschulalter, und vor allem aufmerksam XY-ungelöst geschaut hat, weiß man auch gleich, wie es aussieht. Nämlich wie all diese verhexten Objekte, die uns die Sendung auf charmantem Holzfurnier als Spuren und kriminell veranlagten Sondermüll präsentierte. Ein unschuldig aussehender Haushaltshandschuh oder ein durchtriebener Schlüsselanhänger. Und wer hat nach einer nervenzerfetzenden Folge dieser Avantgarde des Reality TV nicht schreiend die Flucht ergriffen, als ihm beim Müllrausbringen ein unbekanntes Kleidungsstück auf der Tonne entgegenfauchte? Kein Zweifel, XY-ungelöst und Ede Zimmermann waren die Sandmänner, die uns glühende Kleinstadtapokalypsen in die Augen warfen. Doch bei aller Nostalgie, Edes Schattenmänner werden noch immer übersehen. Peter Nidetzky zum Beispiel, unser Mann in Österreich. Oder Konrad Toenz, der die schweizer Aktenzeichen zur Schlacht gegen das Böse sortierte. Damit ist jetzt Schluß. Denn auch die stumpfe Werberwelt hat nun den Kultglanz unserer Helden erkannt. Und so ehrt die Agentur „Zum goldenen Hirschen“am Sonntag Konrad Toenz mit einem „Goldhirsch in Gold“und einer „Non Profit Cultural Performance Party“. Kleiner haben die Werber es nicht, dafür gibt es An der Alster 85 ab 20 Uhr aber Toenz persönlich, Video-Installationen, 1000 Gäste und ein paar ungeklärte Mordfälle. big

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen