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■ Rußlands Irak-Politik: Markige Worte und laues EngagementDer halbherzige Friedensvermittler

Rußlands Präsident Jelzin meldete sich gestern laut und vernehmlich zu Wort. Clintons Irak-Manöver, mahnte der Kremlchef, könne zum Ausbruch eines dritten Weltkrieges führen und sähe seinem amerikanischen Freund so gar nicht ähnlich. Es gäbe zu denken, wenn die ehemalige, unter Prestigeverlust leidende Supermacht nicht jede Möglichkeit nutzen würde, um ihren Kurswert in der internationalen Arena zu steigern. Insbesondere, wenn sich ein so vortrefflicher Ansatz bietet, dem plumpen Manöver des Oval Office mit dem Hinweis zu begegnen, womöglich ließe sich durch den Einsatz von Vernunft Schlimmeres verhindern.

Allerdings decken sich Jelzins markige Worte nicht mit den Maßnahmen, die Rußland ergriffen hat, um den Weltkrieg, der da vermeintlich droht, auch zu verhindern. Während der Novemberkrise im letzten Jahr eilte Außenminister und Nahostexperte Primakow nach Bagdad, um die Lage zu entschärfen. Er hatte Erfolg, und Moskaus Außenpolitiker sonnten sich vorübergehend im Hochgefühl. Selbst die chauvinistisch-kommunistische Opposition konnte ihre Anerkennung nicht versagen.

Um so erstaunlicher, daß diesmal Viktor Posuwaluk als Sonderbeauftrgter in den Irak entsandt wurde. Er mag ein brauchbarer Außenpolitiker sein, bleibt in der Rangordnung indes ein Nobody. Saddam Hussein sollte ausgerechnet ihm Zugeständnisse machen? Recht unwahrscheinlich. Statt dessen dementierte Bagdad umgehend die bereits nach Moskau gemeldeten Teilerfolge des russischen Emissärs, womit es den Kreml in eine peinliche, ja entwürdigende Lage versetzte. Offenkundig sind auch die bilateralen Beziehungen zwischen Moskau und Bagdad nicht ganz frei von Belastungen. Oder verfügt Moskau – die Zipper- Affäre einmal außen vor – über intimere Kenntnisse des irakischen Waffenpotentials und möchte sich daher nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen?

Die jüngste Blamage der russischen Diplomatie wird ihr wahrscheinlich nicht allzulange anhängen. Denn falls die USA zuschlagen sollten, wird sich die Welt an Moskaus beschwichtigende Stimme erinnern. Sollten sich die USA eines Besseren besinnen, dann wird zumindest die arabische Welt wissen, daß sie in Rußland immer auf mitfühlende Anteilnahme rechnen kann. Der Kreml kann somit nicht viel verderben – vielleicht erklärt das die mäßigen Anstrengungen. Klaus-Helge Donath

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