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Neuer Großkonkurrent

■ Die Stromkonzern-Tochter Otelo will mindestens 20 Prozent billiger sein als die Telekom. Die Neuen haben etwa 300.000 lose Kunden

Berlin/Düsseldorf (taz/AFP/ AP) – Der bundesweit arbeitende Telekom-Konkurrent Otelo wird ab dem 1. April antreten. Mit seinem auch für Privatkunden geltenden Preisangebot will Otelo-Chef Ulf Bohla den ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom um mindestens 20 Prozent unterbieten, sagte er gestern in Düsseldorf. Bei Gesprächen ins europäische Ausland will Otelo die Telekom um bis zu 35 Prozent unterbieten, und bei Verbindungen nach Nordamerika sollen es 18 Prozent sein.

Ab nächsten Montag will die Tochter der schwerreichen Konzerne RWE und Veba (PreußenElektra, Aral) Anmeldungen annehmen. Bei Otelo gibt es demnach nur zwei Zeitphasen, einen Geschäftstarif zwischen 9 und 18 Uhr sowie einen Freizeittarif zwischen 18 Uhr und 9 Uhr, der auch am Wochenende gelten wird. Die Minutenpreise der gemeinsamen Telefongesellschaft von RWE und Veba liegen im Inland je nach Zeit und Entfernung bei sechs, zwölf, 24 und 48 Pfennig. Abgerechnet wird nicht nach Takt, sondern sekundengenau.

Wie der stellvertretende Geschäftsführer Alex Stadler erläuterte, kosten Ortsgespräche bei Otelo unter der Woche tagsüber zwölf Pfennig pro Minute, bis 50 Kilometer werden 24 Pfennig fällig und über 50 Kilometer 48 Pfennig. Die Freizeittarife liegen im Ortstarif bei jeweils der Hälfte der während der Geschäftszeiten geltenden Preise. Otelo konnte neulich einen spektakulären Coup landen und mit den beiden großen christlichen Kirchen einen Rahmenvertrag schließen. Und die Ziele bleiben weiter ehrgeizig: Bis 2005 will die Firma einen Marktanteil von 12 bis 17 Prozent samt einem Umsatz von sieben bis neun Milliarden Mark jährlich erreichen. Einschließlich der bereits etablierten Mobilfunktochter E-Plus sollen bis dahin rund 1.000 Arbeitsplätze entstehen.

Focus hatte Anfang Februar gemeldet, daß nach vier Wochen bereits 300.000 Kunden bei den neuen Gesellschaften telefonieren. Allein 200.000 davon wählen demnach über den zweiten Großkonkurrenten Arcor, einer Tochter – unter anderem – von Mannesmann und der Deutschen Bahn. Weitere 90.000 sind laut Focus bei Talkline gelandet. An die 26.000 Geschäftskunden sollen ebenfalls gewechselt haben.

Die Telekom bleibt trotzdem das Maß aller Dinge. Immerhin schaltet der rosa Riese 150 Millionen Verbindungen pro Tag. Geschäftskunden hätten nicht in großer Zahl neue Verträge geschlossen, meinte gestern ein Telekom- Sprecher. „Und wir haben nicht einen großen Kunden komplett verloren“, sagte er.

Genaue Zahlen gibt die Telekom allerdings noch nicht bekannt. Bei den 300.000 Neukunden der privaten Konkurrenz handele es sich jedoch ebenfalls fast ausschließlich um Gelegenheitstelefonierer mit dem „Call by call“-Verfahren.

Sie wählen sich einfach über 010xy in die Netze der neuen Anbieter ein, bleiben aber ansonsten noch ihrem Telekom-Anschluß treu. Die Werbeschlachten zwischen Telekom und Wettbewerbern werden also noch eine Weile toben. rem

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